Kostbares Nass

UNICEF-Report: Kinder leiden am stärksten unter Wassermangel

Parallel zum Start des UN-Gipfels »Rio+20« legte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) gestern seinen Jahresbericht zur globalen Wasserkrise vor. Das Ergebnis ist ernüchternd: Immer noch leben knapp 780 Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser.

Keine Konferenz mit Blick auf künftige weltpolitische Herausforderungen kommt inzwischen an der eklatanten Trinkwasserknappheit in großen Teilen der Welt vorbei. Das Problem ist dringend.

Täglich sterben laut dem UNICEF-Report »Mein Recht auf Wasser« rund 3000 Kinder an Durchfallerkrankungen. Meistens werden diese durch verschmutztes Wasser oder mangelnde Hygiene verursacht, oft fehlt es einfach an einem Stück Seife. Weltweit sterben mehr Jungen und Mädchen an der durfallbedingten Dehydration ihres Körpers als an Aids, Tuberkulose und Malaria zusammen, stellt UNICEF fest.

Mit der in diesem Jahr gestarteten Kampagne »Wasser wirkt« will das Kinderhilfswerk innerhalb der nächsten drei Jahre 500 000 Kinder in sechs Ländern, darunter die ärmsten der Welt, mit sauberem Trinkwasser und Latrinen versorgen. In Somalia soll so eine solarbetriebene Wasserstation entstehen. UNICEF werde künftig stärker mit Menschen vor Ort zusammenarbeiten und ihnen mehr Verantwortung bei der Umsetzung von Projekten überlassen, betonte Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland.

Bereits im Jahr 2010 hatten die Vereinten Nationen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung offiziell als Menschenrecht anerkannt. Das Millenniumsziel, die Anzahl der Menschen ohne Zugang zu Sanitäranlagen zu halbieren, wird aber definitiv nicht mehr erreicht, wie UNICEF in einer Informationsbroschüre zur Kampagne selbst feststellen muss. In Afrika südlich der Sahara und weiten Teilen Asiens haben bisher zwei Drittel der Bevölkerung keine Möglichkeit, eine Toilette zu benutzen. Ein Tabuthema mit weitreichenden Folgen: Eine Studie in Pakistan ergab, dass die Hälfte der befragten Mädchen während ihrer Periode nicht zur Schule gingen, weil es keine oder nur gemeinschaftliche Sanitäreinrichtungen gab. Zwar wurden in den vergangenen Jahren durchaus Fortschritte bei der Versorgung mit Wasser erzielt, diese konzentrierten sich aber zu sehr auf die städtischen Regionen, wie UNICEF kritisiert. Von zehn Menschen, die ohne Wasseranschluss auskommen müssen, leben acht auf dem Land, so das Kinderhilfswerk. Hinzu kommt, dass von den Verbesserungen längst nicht alle profitieren. Während wohlhabendere Familien in Indien oder Bangladesch zunehmend einen öffentlichen oder privaten Wasseranschluss nutzen können, bezahlen Bewohner der Slumviertel bis zu 50 Mal mehr für Trinkwasser an private Wasserverkäufer. »Es ist sehr teuer, arm zu sein«, bemerkte Yoka Brandt, stellvertretende Exekutivdirektorin von UNICEF New York.

In letzter Zeit rückt im Zusammenhang mit dem Thema Wasserknappheit mehr und mehr das sogenannte »virtuelle Wasser« in den Mittelpunkt, das benötigt wird, um Konsumgüter herzustellen. Jeder Bundesbürger verbraucht im Durchschnitt 4000 Liter dieses Wassers pro Tag, was vor allem am Import von wasserintensiven Agrarprodukten wie Kaffee oder Tee liegt.

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