Hassgeliebte Lehrer
Gerhard Schröder hat zu seiner Zeit als Bundeskanzler dieses Landes Lehrer als »faule Säcke« beschimpft und stieß damit auf öffentliche Zustimmung. Doch seit der Kanzlerschaft Schröders hat sich einiges verändert. Das Bild, das die Öffentlichkeit von Lehrern hat, war auch schon mal schlechter. Zu dieser Einschätzung möchte man neigen, wenn man den Ergebnissen einer Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach folgt. Demnach gehört der Lehrerberuf zu den angesehensten Berufen in Deutschland. Pädagogen würden in der Bevölkerung ein »hohes Ansehen für ihre herausfordernde Tätigkeit genießen«, heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts. Paradox sei aber, dass nur 18 Prozent der Befragten der Meinung seien, dass der Lehrerberuf Freude bereite.
Das beschreibt ein wohl bekanntes Dilemma: Ähnlich wie beim Fußball, bei dem sich vor allem während großer Turniere fast jeder Deutsche für den besseren Bundestrainer hält und diesem daher die Freude am Beruf vergällt, sind viele Eltern der Meinung, dass sie mehr vom Schulunterricht verstehen als die Lehrer ihrer Kinder. Gerade akademisch gebildete Eltern wachen mit Argusaugen über den Schulerfolg ihres Nachwuchses. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hat jüngst in einem Zeitungsinterview von den »Helikopter-Eltern« gesprochen, die in einer Art »Rund-um-die-Uhr-Fürsorge« ihre Kinder überwachen. Es ist zwar laut Kraus nur eine Minderheit der Eltern, die so denkt und handelt, aber sie kann einen hohen Druck ausüben. Nicht jeder Pädagoge hält diesem stand. Dass das die Freude am Beruf nicht gerade steigert, versteht sich von selbst. Immerhin: Die Allensbach-Umfrage zeigt, dass die Mehrheit um diesen Umstand weiß. Mit den Lehrern ihrer Kinder verbindet sie eine Hassliebe.
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