Streik in Südafrika: Dutzende Tote
Bergleute bei Zusammenstößen mit der Polizei erschossen
Business as usual kann es nicht geben. Das zumindest hat Südafrikas Präsident sofort erkannt. Jacob Zuma äußerte sich am Freitag schockiert über die Gewaltexzesse an der Platinmine Marikana im Nordwesten Südafrikas. Dort hatte die Polizei einen Arbeitskampf blutig niedergeschlagen. Zuma zog eine erste Konsequenz und brach einen Besuch in Mosambik ab.
Der Polizeiminister Nathi Mthethwa hatte zuvor in einem Rundfunkinterview mitgeteilt, dass bei Zusammenstößen zwischen der Polizei und streikenden Arbeitern 34 Menschen getötet worden waren. Mindestens 78 Menschen wurden verletzt.
Der anglikanische Erzbischof von Kapstadt, Thabo Makgoba, sprach von einer schrecklichen Tragödie für die ganze Nation und rief Polizei, Arbeitgeber und Gewerkschaften zum Dialog auf.
Fraglos handelt es sich um einen der blutigsten Vorfälle in Südafrika seit dem Ende des rassistischen Apartheid-Regimes 1994. Mehrere Kommentatoren in südafrikanischen Zeitungen zogen gar einen Vergleich zum Massaker von Sharpeville 1960, bei dem im gleichnamigen Township 69 Demonstranten von der Polizei erschossen wurden.
Schon in den Tagen vor der Polizeiaktion war es zu brutalen Auseinandersetzungen zwischen Bergleuten zweier rivalisierender Gewerkschaften gekommen, denen zehn Menschen zum Opfer fielen, darunter zwei Wächter und ein Polizist.
Seit einer Woche befinden sich rund 3000 Arbeiter des Minenkonzerns Lonmin im unangemeldeten Streik, was Lonmins Vizepräsidenten Barnard Mokwena dazu veranlasste, die Polizei zu rufen. Beim Streik geht es um höhere Löhne und die Rivalität der neuen Gewerkschaft AMCU mit der alten NUM, die dem Dachverband COSATU aus der regierenden Dreierallianz um den ANC angehört.
Am Donnerstag war die Situation eskaliert, als die Polizei versuchte, etwa 3000 mit Macheten und Prügeln bewaffnete Arbeiter zu vertreiben. Laut Augenzeugen feuerte die Polizei Dutzende Schüsse auf die Streikenden. Es blieb unklar, ob die Sicherheitskräfte zuvor angegriffen worden waren. Ein Polizeisprecher sagte, die Beamten hätten ein Recht auf Selbstverteidigung. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden. Das allein dürfte zur Beruhigung der Lage kaum reichen.
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