Honorarkräfte im Unterricht
In Sachsen begann vor wenigen Wochen das neue Schuljahr mit zwei Paukenschlägen: Lehrer traten in einen Warnstreik und der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Colditz, gab seinen Posten auf. In beiden Fällen richtete sich der Protest gegen die Haushaltspolitik der Kultusministerin. Dabei amtiert Brunhild Kurth erst ein halbes Jahr. Von der CDU ins Amt berufen, nachdem ihr Vorgänger an seiner verfehlten Personalpolitik gescheitert war, trat Kurth als Kultusministerin mit dem Vorsatz an, den Lehrermangel in Sachsen beheben zu wollen, um eine ausreichende Unterrichtsversorgung an den Schulen zu garantieren. Mitte August legte Kurth den ersten von ihr verantworteten Haushaltsentwurf vor und brachte mit diesem so ziemlich alle gegen sich auf, die mit Schule befasst sind. Selbst aus der CDU-Landtagsfraktion kam scharfe Kritik. Tenor: Es fehle eine solide Personalpolitik. Kurths Entwurf beschränke sich darauf, die vorhandenen Lücken zu stopfen. So wird ein »Programm Unterrichtsgarantie« aufgelegt, dass mit mehreren Millionen Euro ausgestattet ist und einer »Verbesserung der Unterrichtsversorgung« dient.
Ein Euphemismus, denn das Programm bedeutet nichts anderes als das Eingeständnis bildungspolitischen Versagens. Weil der Unterricht in den Schulen auf reguläre Weise, d.h. durch fachlich und pädagogisch qualifizierte Lehrkräfte, nicht gewährleistet werden kann, sollen Vertretungs- bzw. Honorarkräfte aushelfen, egal ob sie eine Lehrbefähigung haben oder nicht. Die in den Hochschulen längst übliche Praxis hält nun auch Einzug in Sachsens Schulen: die Vergabe von Lehraufträgen an Honorarkräfte.
Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Linksfraktion im sächsischen Landtag.
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