Neue Gewalt in Flüchtlingsheimen
Erschreckend auch die Situation in den Flüchtlingsheimen hier. Keiner hat Interesse, sich der psychischen Probleme der Frauen anzunehmen. Sie sind in den Heimen sogar neuer Gewalt ausgeliefert, bis hin zu Vergewaltigungen. Deshalb die Forderung von Bosiljka Schedlich nach eigenen Wohnungen für die Flüchtlinge, nach Aufnahme in deutsche Familien.
Um ihre Hilfsangebote bekannt zumachen, wandte sich „Frauen Kriegsopfer“ kürzlich an Heimleiterinnen und caritative Organisationen, die ja den direkten Kontakt zu den Geflohenen haben, oft aber von deren Problemen wenig wissen, sagte Antje Finger. Sie sollen Betroffene an Beratungsstellen vermitteln, wo ihnen weitergeholfen werden
kann. Die Berlinerinnen haben außerdem vor, medizinisches Fachpersonal aus dem alten Jugoslawien zu suchen, um gemeinsam mit hiesigen Ärzten für die medizinische und psychologische Betreuung zu sorgen. Während für männliche Kriegsopfer schon geschulte Teams unterwegs sind, zum Beispiel in Brandenburg, stehen Projekte für Frauen noch ganz am Anfang.
Ingrid Wollenberger vom internationalen Frauendialognetz Scheherazade möchte den Frauen gleich vor Ört hei-“ fen. Sie ergriff. dje Initiative,, für eine neue Art von therä- ' peutischer Ausbildung, die auch die politischen und kulturellen Hintergründe für die Verbrechen an den Frauen einbeziehen soll. Anfang April findet im Berliner Senat die erste Anhörung zur Finanzierung dieses Projektes statt.
Wichtig ist den in Berlin arbeitenden Gruppen der Dialog mit den Fraueninitiativen in Zagreb, Belgrad und Ljubljana, um ganz genau zu wissen, wo geholfen werden kann. Zum Beispiel der „Frauenlobby“ in Zagreb. Sie will kleine Zentren für die Mißhandelten aufbauen. Bisher unterhalten die Mitarbeiterinnen ein Autonomes Frauenhaus in der kroatischen Hauptstadt. Steine werden ihnen für ihre Ar-
beit zu Häuf in den Weg gelegt, von der Regierung, die Kriegsvergewaltigungen zu Propagandazwecken mißbraucht, um die Brutalität auf serbischer Seite bloßzustellen und die eigenen Verbrechen auszublenden. „Frauenlobby“ hat sich von diesem Nationalismus nicht infizieren lassen. Sie hat feste Kontakte zu Frauengruppen in den anderen Republiken. Das Zagreber Frauenhaus ist ausschließlich auf ausländische Spendengelder angewiesen. Was noch in großem Mäße fehlt, ist die Ün- ! terstützung von Medizinerinnen, Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen, die Betreuungszentren aufbauen. Hier setzt der Plan der Scheherazade-Frauen an, in Deutschland die Fachkräfte auszubilden und dann in die Krisengebiete zu schicken.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.