Der Al Dschasira Korrespondent Taysir Alluni (50) hat schon oft sein Leben riskiert. Während des Krieges gegen Afghanistan 2001 rettete er sich nur knapp, als eine US-Rakete das Büro des Senders in Kabul zerstörte. Aus Irak berichtete Alluni im Frühjahr 2003 über den Einmarsch der US-geführten Truppen. Nun wurde er von einem Gericht in Spanien zu 7 Jahren Haft verurteilt. In Wahrheit, so der Richterspruch, habe Alluni nicht mit Al Dschasira, sondern mit Al Khaida zusammengearbeitet. Der gebürtige Syrer mit spanischer Staatsangehörigkeit arbeitete seit 1996 zunächst als Übersetzer für die spanische Nachrichtenagentur EFE, später als freier Journalist für Al Dschasira. 1999 wurde er Al Dschasira-Korrespondent in Kabul. Nach den Anschlägen am 11. September 2001 in New York gehörte er zu den wenigen Journalisten, die weiter aus Afghanistan direkt berichten konnten. Die Bilder von Al Dschasira wurden weltweit ausgestrahlt. Schließlich gelang es ihm, Osama Bin Laden zu interviewen. Nach der Zerstörung von Büro und Sender in Kabul, kehrte Alluni zunächst nach Doha (Katar), dem Sitz von Al Dschasira, zurück. Nach seinem Irakeinsatz während des Krieges 2003 verbrachte Alluni seinen Urlaub bei seiner Familie in Spanien. Dort ereilte ihn am 5. September 2003 der lange Arm von Richter Balthasar Garzon, bekannt als Spaniens »Terroristenjäger Nr. 1«. Angeblich, so Garzon, habe Alluni Al Khaida unterstützt. Anfang dieser Woche bestätigte der Richterspruch im bisher größten Al Khaida Prozeß Europas diese Anklage. Taysir Alluni, einer von insgesamt 24 Angeklagten, wurde zu 7 Jahren Haft verurteilt. »Reporter ohne Grenzen« kommentierte das Urteil mit »Überraschung«. Das Interview mit Osama Bin Laden, auf das während der Verhandlung immer wieder verwiesen wurde, sei Teil des Rechts auf freie Meinungsäußerung. Im übrigen, so »Reporter ohne Grenzen«, sei Alluni herzkrank. Die Behörden müssten gewährleisten, dass seine Gesundheit auch in Haft erhalten bleibe. Weder das Anwaltsteam, noch seine Familie, noch Al Dschasira wollen das Urteil auf sich beruhen lassen und haben Revision angekündigt. Die Strafe entbehre jeder Grundlage, so Al Dschasira und stelle eine gefährliche Entwicklung in der Geschichte des Journalismus dar.
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