Provokation

  • Bernd Zeller
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht nur so gefährliche Dinge wie Karikaturen und Videos beunruhigen derzeit sowohl Gemüter als auch Geister, die gesamte Medienbranche gehört auf den Prüfstand unter dem Gesichtspunkt der Verantwortung für den öffentlichen und weltweiten Frieden.

Karikaturen von Präsident Ahmadinedschad haben bisher keine Krawalle verursacht, deshalb kann man ihn als mindergefährlich bis friedlich einstufen und Ahmadinedschad-Karikaturisten ebenso. Geht es um Propheten, können wir hierzulande nicht so tun, als müssten sie und ihre Anhänger beleidigende Darstellungen hinnehmen, nur weil das bei uns so eingerissen ist. Wir sind es gewohnt und halten es für einen kulturellen Fortschritt, dass wir alles tolerieren und alle Kulturen gleich achten. Damit ist natürlich ein wichtiger Zweck erfüllt, nämlich sich selbst tolerant fühlen zu können und sich nicht weiter kümmern zu müssen. Leider halten viele die Sache damit für erledigt und kommen nicht darauf, dass die multikulturelle Sicht Kulturen einschließt, bei denen das nicht so ist. Filmemacher und sonstige Kulturschaffende kriegen für Provokationen üblicherweise Fördermittel, Karikaturisten werden für Härte und Grenzübertretungen bezahlt, beim Theater sieht es ähnlich aus. Man muss den Künstlern also erst einmal zugute halten, dass sie nicht gleich verstehen, plötzlich etwas nicht zu dürfen, was sie sonst sollen.

Anders sieht es hingegen mit Neuköllns Bürgermeister Buschkowsky aus, der ist in der SPD und kennt die Denkmodelle. Er weiß, dass jemand, der mit so einem Buch solche Aussagen verbreitet, sich den Vorwurf zuzieht, ein Rassist zu sein. Wenn er es dennoch tut, kann es nur heißen, dass er diesen Vorwurf billigend in Kauf nimmt und ihn somit bestätigt.

Die Medien können einiges an Wiedergutmachung leisten und darüber gar nicht berichten - oder mit der Korrektivinformation: Unsere Menschen sind nicht so.

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