Brandenburger Kapriolen

Rot-Rot hat bei der Inklusion ehrgeizige Ziele, scheitert jedoch am Spardiktat

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Spardiktat sorgt auch in Brandenburg bei der Umsetzung der Inklusion für Kapriolen. Während an einigen Grundschulen die Inklusion mit entsprechender Ausstattung umgesetzt und im Rahmen einer Pilotphase wissenschaftlich begleitet wird, werden andernorts Kinder »notgedrungen« inkludiert. Die Förderschule »emotionaler-sozialer« Förderbedarf ist bereits heute ein Auslaufmodell. Trotz dieser »Parallelwelt« könnte die Pilotphase einen Sinn machen.

Mit Beginn der rot-roten Regierung 2009 verfolgte die SPD das ehrgeizige Ziel, bis 2019 alle Förderschulen für Kinder mit sozialem-emotionalem Förderbedarf aufzulösen. Von heute auf morgen waren die Schulen nun gefordert, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein, Kinder mit erheblichen Zuwendungsbedarf einzugliedern. Die Situation war brisant. Nicht allein fehlendes Personal und Fortbildung oder mangelnde Räumlichkeiten für die Binnendifferenzierung macht seitdem den Schulen zu schaffen. Kinder mit diesem Förderbedarf bedürfen einer klaren Orientierung, um Wurzeln zu schlagen. In dem Konstrukt der Regelschulen wird aber das hohe Maß an Eigenständigkeit und Selbststeuerung vorausgesetzt, die sie erst noch erlernen müssen, weshalb sie einst den Status »emotionale-soziale Förderung« erhielten. Damit wurde der Bock zum Gärtner gemacht. Es kam zu einem großen Protest seitens der Eltern und Schulen.

Auf deren Druck und Druck der Linkspartei wurde ab Schuljahr 2012/2013 die auf zwei Jahre begrenzte Pilotphase eingeführt. 86 Grundschulen erhalten 3,5 zusätzliche Lehrerwochenstunden pro Kind für den Förderschwerpunkt »Lernen, emotionale-soziale Entwicklung« (LES) plus 0,5 Wochenstunden als allgemeiner Pool bei angenommenen 5 Prozent an Kindern mit diesem Förderbedarf. Die Klassenfrequenz soll 23 Schüler betragen. Ferner erhalten die Lehrkräfte eine prozessbegleitende Fortbildung und Beratung. Begleitet wird die Pilotphase auch durch einen wissenschaftlichen Beirat und dem »Runden Tisch Inklusion«. Ab 2015/2016 soll dann entsprechend die Umsetzung der Inklusion von Klasse eins aufwachsen.

Gleichwohl sind die angenommenen Zahlen laut der Bildungsgewerkschaft GEW nicht praxistauglich. Günther Fuchs, Vorsitzender der GEW-Brandenburg, sieht noch nicht alles in trockenen Tüchern. Auf einer Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung Brandenburg bemerkte er, dass es noch keineswegs ausgemacht sei, ob die Umsetzung der Inklusion die bestehende Exklusion zu billigeren Konditionen manifestiere oder tatsächlich ein erster Schritt in Richtung inklusive Schule sei. Es bestehe die Gefahr, dass die Pilotphase lediglich dazu diene, aufzuzeigen, dass Schulsozialarbeit gebraucht werde. Man orientiere sich schon jetzt am Minimum, die zusätzlichen Lehrerstunden seien nicht wirklich zusätzlich. Inklusion gebe es eben nicht zum Nulltarif.

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