Bis die Fassaden fallen
KINDER- und JUGENDBUCH
Peter Pohl lügt seine jungen Leser nicht an. Deshalb müssen sie eine Lektion ziemlich schnell lernen: Bücher können auch traurig enden und Probleme werden nicht immer gelöst. Erst recht nicht solche, deren Bewältigung die Möglichkeiten von Kindern weit übersteigt. Meist sind es Erwachsene, die diese Probleme verursachen. Durch Verantwortungslosigkeit oder Lieblosigkeit oder schlicht durch Wegsehen.
Pohls Geschichten machen keinen Spaß. Dass man sie trotzdem liest, liegt an der Wahrhaftigkeit. Der Schwede schreibt keine typisch gut gemeinten Betroffenheitsbücher, sondern versteht es auf berührende Weise, die Perspektive der Kinder anzunehmen und in einfache, klare und dennoch treffende Sprache zu packen. Und diesmal gibt er seinen Figuren sogar eine große Portion Hoffnung mit auf den Weg.
Die elfjährige Lena kommt jeden Tag zu spät zur Schule. Kein Wunder: Sie schmeißt ja den Haushalt, erledigt die Einkäufe und begleitet ihren kleinen Bruder zum Kindergarten. Die Mutter liegt meistens im Bett. Gelegentlich torkelt sie zum Spirituosenladen, und im schlimmsten Fall bringt sie einen Bettgenossen von dort mit.
Lena schämt sich. Sie redet nie von zu Hause, niemand darf sie besuchen. Wie gut, dass ihre einzige Freundin Mia stets wie ein Wasserfall plappert. Aber auch Mia lädt nie jemanden zu sich ein. Warum eigentlich nicht? Als beiderseits die Fassaden fallen, zeigt sich die Kraft der Freundschaft. Gemeinsam lässt sich vieles besser ertragen.
Peter Pohl, Meine Freundin Mia, Hanser, 140 Seiten, 12,90 Euro (ab 9 J.)Das »nd« bleibt gefährdet
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