PLATTENBAU
In den USA ist so einiges überdimensioniert, pompös und irgendwie unecht. Man denke nur an Disney World, die Casinos in Las Vegas oder die Brüste von Pamela Anderson. Auch die US-amerikanischen Rock-Bands wissen dick aufzutragen. Die in New York vor rund vier Dekaden gegründeten Kiss sind dafür ein Paradebeispiel: Ohne Plateauschuhe, geschminkte Gesichter und hautenge Latex- oder Lederhosen geht bei Gene Simmons und Kollegen nichts. Doch nicht nur optisch ist die Band ein echter Volltreffer. Auch musikalisch wissen die Amis fast immer zu überzeugen. So auch auf ihrem aktuellen 20. Studioalbum »Monster«.
Die zwölf neuen Stücke klingen frisch, ohne den Charme früherer Zeiten zu verlieren. Sie sind rhythmisch, meist flott gespielt, melodisch und laden den Hörer zum Mitwippen und Mitsingen ein. Im Gegensatz zu ihrem opulenten Bühnenoutfit verzichten Kiss auf »Monster« auf Experimente und Schnickschnack. »Auf diesem Album gibt es kein Symphonieorchester, Knabenchor, Keyboards, externe Produzenten oder Songwriter«, gibt Simmons zu Protokoll. Klare Ansage, es wird Rock 'n' Roll geboten, nicht mehr und nicht weniger.
Die ganz großen Hits der Marke »Detroit Rock City«, »Calling Dr. Love« und »I was made for lovin' you« hat das Album nicht zu bieten. Mit »Hell or Hallelujah«, »Freak«, »Eat your Heart out« und »Outta this World« finden sich allerdings Songs, die sich im Vergleich zu anderen Stücken aus dem Backkatalog der Band nicht verstecken müssen. Im Gegenteil. Besonders der Opener »Hell or Hallelujah« zieht einen sofort in seinen Bann. Live dürfte dieser Song ein Highlight eines jeden Auftritts von Kiss werden.
Doch reicht das, um auf den Rock-Olymp zurückzukehren? Schließlich haben Kiss 100 Millionen Tonträger in ihrer Karriere an den Mann oder die Frau gebracht. Doch »Monster« wird vor allem von der Kiss Army gekauft, und auch so großen Absatz finden. Genauso war es bei den letzen Veröffentlichungen von AC/DC, Iron Maiden oder ZZ Top: Neue Fans haben diese Rock-Opas nicht dazu bekommen. Sie beigeistern eher diejenigen, die in den siebziger und achtziger Jahren hängengeblieben sind, als von Shakira und Justin Bieber noch weit und breit nichts zu sehen war.
Klar, große Konzerte werden folgen, TV-Auftritte und Titelstories auch, doch die ganz große Nummer sind Kiss nicht mehr. Das wird sich auch mit der neuen Scheibe nicht ändern.
Kiss: Monster (Universal)
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