Länderübergreifender Rassismusstreit um „Tim und Struppi"
Dass ein Heft aus der berühmten Reihe sehr problematisch ist, geben alle zu – doch eine Lösung ist nicht in Sicht
Eines der rassistischsten deutschen Kinderbücher wird vom großen Verlag »Carlsen« vertrieben: »Tim im Kongo« aus der berühmten Reihe »Tim und Struppi«. Dass das Heft schlimm ist, ist bekannt. Ebenso, dass der Zeichner Hergé es später bedauerte, die Schwarzen als »große Kinder« gezeichnet zu haben und seine „Jugendsünde“ gerne rückgängig gemacht hätte. Der Verlag sieht sich auf Grund von Lizenzbedingungen außer Stande, dem Heft einen kritischen Kommentar beizugeben, verharmlost andererseits aber auch das Heft, das doch heute niemand mehr ernst nehmen könne.
Die vor antiafrikanischer Klischees aus der Kolonialzeit strotzende Geschichte empört auch in der Comic-Szene kaum. In anderen Ländern ist das ähnlich – nur gab es da in den letzten Jahren (in der Vergangenheit kam das auch in Deutschland vor) Aufsehen um kritische Interventionen bis hin zu Gerichtsverfahren um ein Verkaufsverbot von „Tim im Kongo“. In England kann der Protest als erfolgreich gelten: Das Heft wird unter anderen Bedingungen verkauft, als in Resteuropa. „nd“ versammelt nun einige Menschen aus Wissenschaft, Kulturbetrieb und Zivilgesellschaft, die den Stand der Dinge in Deutschland nicht akzeptieren.
Mangel an Sensibilität: Verlag und Comic-Szene finden sich mit dem rassistischen Heft »Tim im Kongo« ab
Die Kritik setzt sich nicht durch: Aber in einigen europäischen Ländern sorgt »Tim im Kongo« immerhin für öffentlichen Streit
Das kulturelle Erbe darf nicht einfach so hingenommen werden:
Sechs Menschen aus Wissenschaft, Kulturbetrieb und Zivilgesellschaft machen Vorschläge für einen adäquaten Umgang mit »Tim im Kongo«
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