BLOGwoche: Journalisten auf Linie mit der Elite

  • Lesedauer: 2 Min.

Uwe Krüger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig, hat eine brisante Studie veröffentlicht. Die Untersuchung, die unter dem Titel »Meinungsmacht« erschienen ist, beschreibt das Verhältnis zwischen den Spitzen des deutschen Journalismus und der Politik als Klüngel. Marcus Klöckner hat den Wissenschaftler für heise.de befragt und ihm interessante Antworten entlockt. Das Grundproblem, so Krüger, sei nicht, dass sich Journalisten beispielsweise mit Vertretern der Bundesregierung zu Hintergrundgesprächen träfen, sondern dass diese Kontakte nahezu exklusiv sind. Der Blick der Journalisten auf die Welt bleibe vom Eindruck, den solche Gespräche hinterließen, nicht unbeeinflusst. »Es wäre dann wichtig, sich als Ausgleich auch mit Nicht-Eliten zu unterhalten, um nicht alles durch die Brille von Frau Merkel und vom ›Raumschiff Berlin‹ aus zu sehen.« Die exklusiven Politker-Journalisten-Runden stünden »in einem klaren Gegensatz zu der demokratietheoretisch begründeten Erwartung, Journalisten sollten Distanz zu den Mächtigen halten, um sie kritisieren und kontrollieren zu können.«

Klöckner hat für seine Studie die Artikel von vier Elite-Journalisten unter die Lupe genommen: Klaus-Dieter Frankenberger von der »FAZ«, Josef Joffe (»Zeit«), Stefan Kornelius von der »Süddeutschen Zeitung« und »Welt«-Journalist Michael Stürmer. »Alle vier Journalisten haben an der Münchner Sicherheitskonferenz teilgenommen, und alle vier haben die Gegner der Konferenz, die Demonstranten und die Organisatoren der Münchner Friedenskonferenz, in ihren Artikeln entweder verschwiegen, marginalisiert oder delegitimiert. Und alle vier argumentierten bei den Themen Sicherheit, Verteidigung und Auslandseinsätzen der Bundeswehr ähnlich.«

Der Blogger Roberto De Lapuente nähert sich in seinem Weblog adsinistram-blogspot.de dem Phänomen von der Seite des Lesers. Er fragt sich: »Was treibt eigentlich Zeitungen und TV-Anstalten dazu, fast täglich mit dieser Feststellung um sich zu werfen, ganz Deutschland diskutiere über dies oder jenes? Aktuell diskutiere dieses Land nämlich über Sexismus oder über die Frage, was Mann noch darf. Verwechselt man da in aller Bescheidenheit nicht Agenda Setting mit ›ganz Deutschland‹?« Roberto De Lapuente beantwortet sich die Frage gleich selbst: »Die, die es unter ›ganz Deutschland‹ schon nicht mehr machen, die sich solche Aufmacher ersinnen, (haben) einfach nur ein sehr kleines Wahrnehmungsspektrum. Ist das repräsentativ für ein Land, wenn mögliche 300 Kommentatoren, das vielleicht Fünffache an Bloggern und eine Handvoll Talker mit jeweils vier bis acht Gästen über ein Thema quatscht?«

Zusammengestellt von: Jürgen Amendt

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