Appell gegen käufliche Wissenschaft

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Nachdem in der Schweiz das Volk per Abstimmung, entschieden hat, dass die Boni von Managern künftig beschränkt werden, rufen auf www.zuercher-appell.ch 27 europäische Professoren dazu auf, die Wissenschaft vor dem Einfluss wirtschaftlicher Interessen besser zu schützen. »Universitäten sind aus der Idee entstanden, der freien Forschung, Bildung und Lehre einen geschützten und nicht käuflichen Ort zu schaffen (…) Vor diesem Hintergrund versteht es sich von selbst, dass eine staatliche Universität mit Institutionen, die in der Öffentlichkeit mit Skandalen und unethischem Verhalten assoziiert werden, weder eine Kooperation noch ein Sponsoring eingehen soll«, heißt es in dem Aufruf (bit.ly/15lF7Bb). Anlass war ein im April 2012 geheim abgeschlossene Vertrag zwischen der Uni Zürich und der Großbank UBS über 100 Millionen Schweizer Franken, der eine »Platzierung eines «UBS International Center of Economics in Society» innerhalb des universitären Raumes« vorsah.

Auf www.tagesanzeiger.ch (bit.ly/ZcWizw) hat michael klein eine Antwort darauf, warum erst jetzt gegen diesen Vertrag protestiert wird.: »es könnte doch sein, dass die verfasser dieser warnung bei der verteilung von sponsoren- und mäzen geldern immer übergangen wurden und sich jetzt ganz fürchterlich rächen wollen.« Allerdings verkürzt diese Sicht die Problematik. So meint Gustav Natterer: »Die UBS soll Steuern zahlen, nicht sponsern. In der Not lässt sie sich vom Staat retten, bezahlt nur Boni aber keine Steuern und will via Sponsoring Einfluss nehmen an der Uni. Der Vertrag der Uni mit der UBS ist zu veröffentlichen, wie alle Sponsoringverträge der Hochschulen. Oder scheut jemand die Transparenz?«

Die Entschiedenheit des Aufrufs kritisiert dagegen Dakra auf www.zeit.de (bit.ly/VcCC27): »Wenn eine Kooperation Interessenkonflikte mit sich bringen kann, dann bedarf es klarer Regeln, die diese Konflikte vermeidet oder zumindest vermindert. Dies müsste an dieser Stelle der Diskussionsgegenstand sein. Die Unterzeichner machen es sich hier zu einfach, scheinen nur in den Kategorien ›Ja‹ oder ›Nein‹ zu denken.« Für Thelyricer ist dieser Appell allerdings der Anfang eines »langen Wegs in die richtige Richtung. Es ist sehr angenehm zu lesen, dass nun mehr und mehr auf diese Form der Problematik hingewiesen wird und gleichsam versucht wird, dagegen anzutreten!« Auch amira123 freut sich: »Endlich geht was! Kein Wunder, seit Jahren werden Steuern gerade für Unternehmen und Reiche massiv gesenkt. Dass da die Bildungsausgaben schrumpfen, ist klar. Hier müsste man ansetzen und aufhören, die Wissenschaft zu ökonomisieren. Bedenklich finde ich, dass bisher kein Prof meiner Studienrichtungen (Politik und VWL) unterzeichnet hat.«

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