Wichtige Fragen, unbefriedigende Antworten

Arte-Themenabend: Irak 2003 - Die Kehrseite des Krieges

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 2 Min.

Vor zehn Jahren, am 20. März 2003, marschierten gut ausgebildete und mit modernen Waffen ausgestattete US-Soldaten in den Irak ein. Die Aktion »Iraqi Freedom« begann. Innerhalb weniger Tage eroberten sie Bagdad, das Regime von Diktator Saddam Hussein fiel in sich zusammen. Bald stellte sich heraus, dass der Despot keine Chemiewaffen herstellen konnte, wie der amerikanische Präsident Bush jr. behauptet hatte.

Die Armee des ölreichen Wüstenlandes war nicht einsatzbereit, kommandiert wurde sie von Männern aus Saddams Familienclan, die keine militärische Ausbildung hatten. Diesem Kampf von David gegen Goliath widmete sich der gestrige Themenabend bei Arte, dem deutsch-französischen Gemeinschaftssender. Im ersten Teil arbeitete der französische Dokumentarfilmer Jean-Pierre Krief in »Irak 2003 - die Kehrseite des Krieges« diese Kräftekonstellation gut heraus. Nach der großen Lüge über die Bedrohung der Welt durch einen Chemiewaffenkrieg wird die kleine Unwahrheit über die militärische Stärke des arabischen Landes sichtbar. Die alles entscheidende Frage, Cui bono, wem nutzt es, klingt leider nur versteckt an. Etwa wenn eine irakische Journalistin feststellt, dass die Amerikaner Bagdads Geschichte auslöschen wollten, weil sie nicht die Schätze des archäologischen Museums schützten, sondern das Ölministerium.

Ebenso wenig vermag es der Regisseur, die Entscheidungsstrukturen in der US-Regierung bei der Gestaltung der neuen Ordnung im Irak aufzudröseln. Es bleibt schwer vorstellbar, dass ein einzelner US-Beamter ohne Rückendeckung seiner Regierung die Weichen stellen konnte, die aus den zunächst als Befreier gefeierten Soldaten Besatzer machten und den Irak in einen verheerenden Bürgerkrieg stürzten. David gegen Goliath im Guerilla-Krieg.

Auch die unterschiedlichen Visionen der Iraker für die Zeit nach Saddam Hussein bleiben im Dunkel, dadurch verschenkt die Dokumentation wohl ihren spannendsten Part. Stattdessen rekonstruiert der Regisseur akribisch die Suche nach Saddam Hussein, die erst im Dezember 2003 endete und wartet dazu mit einer neuen Theorie auf.

So ist »Irak 2003« ist so nicht mehr als eine gelungene Chronik über einen Krieg, in dem die Unterlegenen gleichberechtigt zu Wort kommen. Eine Analyse der Ursachen und Folgen der Operation von »Iraqi Freedom« bietet die zweiteilige Reportage nicht.

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