- Politik
- Boston/Berlin
Boston: »Berg von Hinweisen« nach Anschlag
Debatte in Deutschland über Vorratsdatenspeicherung
Boston/Berlin (Agenturen/nd). Nach dem Bombenanschlag von Boston mit drei Toten gehen die Ermittlungsbehörden »einem Berg von Hinweisen« nach. Rick Deslauriers von der Bundespolizei FBI sprach auf einer Pressekonferenz am Dienstag von »sehr aktiven« Ermittlungen und betonte zugleich, dass es keine weiteren Bedrohungen gebe. Ermittlungsdetails wollte er nicht nennen. Auch zu Berichten, nach denen ein verletzter Student aus Saudi-Arabien verhört worden sei und im Krankenhaus von der Polizei bewacht werde, äußerte er sich nicht. US-Präsident Barack Obama sprach von einem »Terrorakt«.
Nach Angaben des Gouverneurs von Massachusetts, Deval Patrick, wurden bei dem Anschlag über die beiden explodierten Bomben hinaus keine weiteren Sprengsätze gelegt. Zunächst hatte es in Medienberichten geheißen, dass möglicherweise zwei oder drei weitere Bomben entdeckt worden seien, die glücklicherweise nicht funktioniert hätten. Patrick zufolge fand die Polizei zwar verdächtig erscheinende Gegenstände, die vorsorglich gesprengt worden seien. Dabei habe es sich aber nicht um Bomben gehandelt.
Wie ein weiterer Polizeivertreter mitteilte, wurden bei den Explosionen während des traditionsreichen Marathonlaufs am Montag (Ortszeit) 176 Menschen verletzt. Der Zustand von 17 Patienten sei kritisch.
In Deutschland lösten die Anschläge von Boston eine neue Debatte über die Vorratsdatenspeicherung aus. In der CSU sprach sich der Innenpolitiker Hans-Peter Uhl für deren Wiedereinführung aus, bei FDP und Grünen gab es Widerstand dagegen. Nach Ansicht von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat sich die Sicherheitslage in Deutschland nicht verändert. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, rief die FDP auf, sich nicht länger gegen die Einführung der Vorratsdatenspeicherung zu stellen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.