Europäisches Festival »Move op«
Musiktheater unter prekären Bedingungen
Was »Move op« als »Europäisches Festival für Musiktheater unter prekären Bedingungen« vom 16. bis 25.8. zeigen wird, beginnt in der Neuköllner Oper (NO) mit einem deutsch-italienischen Krach. Beim Auffahrunfall »Brennero Crash« gerät der Veranstalter mit dem Balletto civile, fondazione Teatro Due aus Parma aneinander: Bayerische Volksmusik trifft auf sizilianisches Lamento (bis 18.8., 20 Uhr). Nebenan im Heimathafen schließt sich am Eröffnungsabend eine Irrfahrt der Band The Skopje Junction an: von Mazedonien nach Berlin, ohne Visum, mit Schleuser - »Westwärts« (auch 17.8., 22 Uhr). Beides sind Uraufführungen. Die deutsche Erstaufführung erlebt »Remix Romania« (16.8., 22.30 Uhr, NO-Studio). Insgesamt werden 15 Produktionen auf sechs Bühnen gezeigt.
Ein Spiel mit Bürgern gibt es am 17.8., 19 Uhr, auf dem Hof der Neuköllner Oper. In 30 Minuten stellen Besucher und Akteure bei »Europlay« die Euro-Banken-Rettung nach. Das Treffen zeigt, wie sich Künstler im krisengebeutelten Europa arm, aber sehr lebendig aufeinander zu bewegen. Move opera! Aktuell ins Programm kam das erste Songplay über den Volksaufstand in der Türkei. »Taksim Square« heißt die Koproduktion von Talimhane Theatre Istanbul, Arcola Theatre London und der Neuköllner Oper (Uraufführung 17.8., 20.30 Uhr, Heimathafen). Bernhard Glocksin, künstlerischer Leiter der Neuköllner Oper, förderte sie mit Verve.
Antijüdische und nationalistische Tendenzen in Ungarn werden in »Horváths Italienische Nacht« thematisiert. Die Festival-Koproduktion mit Csaba Polgár/HOPPart wurde von Ödön von Horváths Volksstück über Ereignisse um 1930 in einer süddeutschen Kleinstadt inspiriert (22. und 23.8. 19.30, NO). An diesen beiden Abenden zeigen außerdem Spanier, wie »armes Theater« aussieht: Sechs Schauspieler der Companya Dei Furbi führen a capella »Die Zauberflöte« von Mozart auf.
Aus den Niederlanden ist das Projekt Wildeman angekündigt. In der Musikperformance »Wir« sind vier Männer auf der Suche nach dem überlebenswichtigen Gemeinsamen (22.8., 22 Uhr, 23.8., 19 und 22 Uhr, Heimathafen-Studio). Die Pascha Lounge bietet am 23.8., 22 Uhr, »TransMaghreb« (Österreich/Tunesien), eine musikalisch-literarische Lecture zum arabischen Frühling. »Hymnen« sind Thema des Hochschulübergreifenden Zentrums Tanz zur Frage der Nationenbildung am 24.8., 17 Uhr, im Heimathafen.
Als Festivalabschluss gibt es ein »Europäisches Abendmahl« im Heimathafen - mit Essen, Gesang, Tanz und Weisungen des Allmächtigen. Von welchem? Wahrscheinlich von dem, der da ganz oben gerade Dienst hat (24.8., 22 Uhr). Die Neuköllner Oper zeigt am 24. und 25.8., 19 Uhr, auch ihre erfolgreiche Koproduktion mit The Beggars› Operas Athen wieder: »AIRossini«. Bereits am Anfang des imposanten Festivals eingefügt ist die eigene Kiezkantate »Neuköllateralschaden« (17.8., 17 und 22 Uhr, NO-Studio).
»Move op«, 16. bis 25. August. Kartentel.: (030) 68 89 07 77
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.