Brasilien entlässt Außenminister
Bolivien kritisierte Fluchthilfe der Botschaft
Es ist ein unerhörtes Vorkommnis zwischen zwei sich wohlgesinnten Ländern: Mit Hilfe eines Diplomaten der brasilianischen Botschaft in La Paz war der in Bolivien mit Haftbefehl gesuchte oppositionelle Senator Roger Pinto Molina am Wochenende in einer geheimen Operation von Bolivien nach Brasilien geschleust worden.
Pinto, ein Gegner des linksgerichteten bolivianischen Präsidenten Evo Morales, hatte sich vor rund 15 Monaten in die brasilianische Botschaft in La Paz geflüchtet. In Bolivien war er unter anderem wegen Korruption zu einem Jahr Haft verurteilt worden.
Wenig verwunderlich bezeichnete die bolivianische Regierung die Flucht als Affront und legte Protest ein. Brasilien habe internationales Recht gebrochen, kritisierte Außenminister David Choquehuanca. Gegen den Senator lägen mehrere Haftbefehle vor.
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff sei über die Operation erbost gewesen und habe sie als »Desaster« bezeichnet, berichtete die brasilianische Zeitung »O Globo«. Die Staatschefin sei erst nach der Ankunft des bolivianischen Senators informiert worden. Auf den diplomatischen Zwist reagierte sie prompt: Als neuen Außenminister ernannte sie UN-Botschafter Luiz Alberto Figueiredo. Dessen Posten in New York übernimmt der bisherige Chefdiplomat Antonio Patriota. Patriota trat am Montagabend als Minister zurück und zog damit die Konsequenz aus einer Affäre, die die Beziehungen zwischen Brasilien und Bolivien schwer belastet hat.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.