Supercomputer sollten im Auge behalten werden

Topwissenschaftler überlegen sich Weltuntergangsszenarien und Gegenstrategien

  • Elke Bunges
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine Gruppe führender Wissenschaftler hat Weltuntergangsszenarien entworfen. Aus ihrer Sicht scheint klar, dass die Menschheit für ihr Ende selbst verantwortlich sein wird. Die größte Gefahr droht durch intelligente Technik. Man kann sich jedoch schützen.

Sie sind eine Gruppe von Superwissenschaftlern. Einige der größten Geister heutiger Forschung sind zusammengekommen, um über die Rettung der Menschheit nachzudenken. Angeführt wird das 27-köpfige Team von dem königlichen Astronomen Lord Martin Rees, weitere Beteiligte sind der berühmte Denker und Physiker Stephen Hawking und der ehemalige Präsident der britischen Gelehrtengesellschaft Royal Society, Robert May, Baron von Oxford. Diese Gruppe von Forschern, die das Cambridge Center for the Study of Existential Risk (CSER) gegründet haben, sind zusammengekommen, um über die Gefahren für die Menschheit und Lösungen nachzudenken.

Die Gelehrten stellten eine Liste von neun Weltuntergangsrisiken zusammen. Gefahren für unseren Planeten und die menschliche Gesellschaft, die vom Menschen selbst ausgehen. Für weniger riskant halten die Forscher Gefahren durch Naturkatastrophen. Die meiste Gefahr droht der Menschheit nach ihrer Ansicht von intelligenter Technik. Wenn Supercomputer das Denken lernen, könnten sie auch ihren eigenen Kopf entwickeln. Wollten sie sich dann von ihren Schöpfern befreien, könnten sie die Menschheit vernichten.

Gefolgt wird dieser Punkt vom Risiko durch Angriffe aus dem Internet, so genannten Cyberattacken. Stromnetze, Flugsicherung, Banken, alle diese Systeme setzen auf miteinander verbundene Computer. Brächen diese Netzwerke durch feindliche Angriffe zusammen, könnte dies zur Lähmung der Gesellschaft und zum Chaos führen. Ein weiterer Risikopunkt wäre ein von Menschenhand geschaffenes Supervirus, der ohne die Entwicklung eines Gegenmittels aus einem Labor entweicht oder von Terroristen freigesetzt würde und das Leben auf der Erde zerstört.

Gefahr durch Verpflegungssabotage

Auch eine so genannte Verpflegungssabotage halten die Denker für möglich. Oft haben effiziente Vertriebsnetze in den westlichen Nationen nur einen Lebensmittelvorrat für 48 Stunden gelagert. Jede Störung würde zu Panikkäufen und Unruhen führen. Ein weiterer Punkt, der den Wissenschaftlern Sorge bereitet, sind von Menschenhand geschaffene extreme Wetterlagen. Wenn sich die Erde weiter erwärmt, wird irgendwann ein Wendepunkt erreicht sein, der menschliches Leben auf der Erde unmöglich machen könnte.

Eine reale Gefahr sehen die Gelehrten auch in den zunehmenden internationalen Reisen. Von Tieren auf den Menschen übertragene Viren oder Bakterien könnten sich rund um den Globus ausbreiten und eine Pandemie auslösen, bevor ein geeigneter Impfstoff entwickelt wird. Gleichfalls wäre ein Krieg um Wasser und Nahrungsmittelressourcen, ausgelöst durch eine immer weiter zunehmende Bevölkerung ein ernst zu nehmendes Risiko. Ferner denken die Forscher obendrein an eine mögliche nukleare Apokalypse, die zu weltweitem Verlust allen Lebens führen würde. Und schließlich die einzige nicht durch den Menschen ausgelöste Katastrophe: der Einschlag eines Asteroiden, wie er vor 65,5 Millionen Jahren stattgefunden hat und zum Aussterben der Dinosaurier führte.

»Die größten Gefahren für eine nachhaltige menschliche Existenz kommen vom Menschen selbst, nicht von der Natur«, so Sir Rees vor einigen Tagen auf dem British Science Festival an der Universität in Newcastle. Er und seine Kollegen wollen, dass die Menschen auch weiterhin gut schlafen können. »Nachdem wir die Bedrohungen identifiziert haben, wollen wir Möglichkeiten aufzeigen, unserer eigenen Spezies eine langfristige Zukunft zu ermöglichen«, sagt der Forscher.

Ein nicht zu unterschätzendes Risiko sehen die Gelehrten in der rasanten technologischen Entwicklung, von der die Menschen zunehmend abhängig werden und mit deren Risiken man sich bisher viel zu wenig beschäftigt hat. Ein Ausfall dieser Technologie würde zu bisher ungekannten Katastrophen führen. Daher haben sie einen einfachen Ratschlag: Einige Vorräte an nichtverderblichen Lebensmitteln machen bereits unabhängig von gestörten Lebensmittellieferungen. Ein Ofen oder Kamin macht zudem autark von der Energieversorgung.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.