G8 ist »Murks«

Landtagswahlen in Hessen: Linkspartei, Grüne und SPD sind sich (fast) einig

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Zur Landtagswahl in Hessen positionieren sich Linkspartei, Grüne und SPD gemeinsam gegen die jetzige Regelung der achtjährigen Gymnasialzeit (G8). In ihren Vorschlägen steckt allerdings mehr ein rot-grünes Bündnis als rot-rot-grüne Gemeinsamkeiten. Die Linkspartei hält sich zurück.

Linkspartei: Ungefähr im Allgemeinen

In der Forderung nach »Einer Schule für Alle« bleibt sich die Linkspartei treu. So weit so richtig. Schwierig wird es dann, wenn Kinder nach »eigenen Bedürfnissen gefördert« werden sollen. Lernen heißt gerade die Überwindung eigener Grenzen, nicht selten gegen eigene Bedürfnisse. Gut wäre, hätte man sich an der Fachterminologie »individuelle Förderung« orientiert und diese spezifiziert. Dennoch: Ausbau der Ganztagsschule, Einstellung von Lehrern, kostenfreie Kita ab dem zweiten Lebensjahr und ausreichende Hochschulfinanzierung weisen auf eine Bildungspolitik, für die Bildung ein öffentliches Gut darstellt. Zudem soll sich in Schulen und Hochschulen der Inhalt des Lernens »nicht an den Interessen der Wirtschaft« ausrichten. Und: Lernen »braucht Zeit«, weshalb »G8 rückgängig« gemacht werden soll. Offen bleibt, was an die Stelle dieses Modells gesetzt werden soll - wie überhaupt das Kurzprogramm den Leser etwas ratlos hinterlässt.

SPD: Im Schatten der Bundespartei

Statt »G8-Murks« soll die Schulzeit der »individuellen Lern- und Entwicklungsbedingung des einzelnen Kindes« angepasst werden. Dazu wird die »Schuleingangsstufe (Klasse 1 und 2) und die gymnasiale Oberstufe flexibel gestaltet«, sprich je nach »Lerngeschwindigkeit und Elternwille« absolvieren die Kinder nach zwölf oder dreizehn Jahren ihr Abitur. Und natürlich stehen auch die individuelle Förderung samt neuer Lehr- und Lernformen, das gemeinsame längere Lernen als Angebot, der Ausbau der Ganztagsschulen samt Rechtsanspruch und kostenfreie Kitas auf dem Programm. Finanziert werden soll dies durch »ein Prozent Vermögenssteuer«. Fragt sich, wie sich sie sich die Landes-SPD verhält, kommt im Bund die SPD nicht zum Zuge.

Grüne: Mit Volldampf auf die Bremse

Um den »erbitterten Kampf um Schulstrukturen« zu beenden, streben die Grünen einen »parteiübergreifenden Schulfrieden« an, der über »zehn Jahre« gehen soll. In der Grundschule setzt man sich u.a. für eine »Mittelzuweisung nach Sozialindex« ein. Zudem soll es eine »echte Wahlfreiheit zwischen G8 und G9« geben. Unklar bleibt, worin diese bestünde. »Zügige Umsetzung« der Inklusion, »längeres gemeinsames Lernen« für die, die es wollen - Gymnasien für die anderen, qualitative Kita und der Ausbau einer Ganztagsbetreuung runden das Profil ab. Das Kinderförderungsgesetz (KiföG) soll »umgehend überarbeitet« sowie für »faire Finanzierung aller Träger gesorgt« werden. Hier trifft Realpolitik auf Zukunft, nur dass die Durchsetzung all dessen wahrscheinlich zu keinem Schulfrieden führen wird.

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