Klopp in Bestform
BVB-Trainer schont gegen den 1. FC Nürnberg seine Stars
Jürgen Klopp war um Rehabilitation bemüht. Wenige Stunden vor Anpfiff hatte ihn der oberste Fußballlehrer der Nation, Lutz Hangartner (»hat ein jämmerliches Bild abgegeben«) gerüffelt. Am Samstag, beim 1:1 seines BVB in Nürnberg, zeigte sich der Wüterich vom Neapel-Spiel nun von einer anderen, sehr sympathischen Seite. Während des Spiels, als er auf Reklamationen fast völlig verzichtete. Und nach dem Spiel, als er für seinen Nürnberger Kollegen Michael Wiesinger in die Bresche sprang, der nach dem schwachen Saisonstart in die Kritik geraten war. »Ich wünsche meinem Kollegen die nötige Ruhe und allen, die für Ruhe sorgen können«, sagte Klopp. »Dann wird alles gut.«
Vor der Partie hatte Klopp mit Überraschungen aufgewartet, indem er Nuri Sahin, Henrikh Mkhitaryan und Robert Lewandowski auf der Bank ließ, um zwischen den kräftezehrenden Duellen gegen Neapel und bei 1860 München mit den Kräften zu haushalten. Das hatte allerdings zur Folge, dass mit Marvin Ducksch als einziger Spitze, Erik Durm und Jonas Hofmann in der zweiten Halbzeit drei Spieler auf dem Platz standen, die es vor dem Anpfiff zusammen auf neun Bundesligaeinsätze brachten. Die Frage, ob die tapferen Nürnberger ohne Klopps Rotationen ein Remis erkämpft hätten, stand also im Raum. Und wurde prompt verneint: »Wir hätten auch in dieser Konstellation besser spielen können als wir es getan haben«, fand der Dortmunder Coach. »Heute war mehr drin. Es ist aber nicht so, dass wir unzufrieden wären mit dem Punkt.« Das sahen auch die Spieler so. Und keiner vergaß zu erwähnen, dass der Freistoßtreffer von Marcel Schmelzer (37.) zum zwischenzeitlichen 0:1 gute Chancen hat, zum Tor des Monats gekürt zu werden.
Am Dienstag, in der ausverkauften Allianz Arena, soll es dann aber ein Sieg sein. Zumal Jakub Blaszcykowski und Reus, die in Nürnberg mit Oberschenkelblessuren ausgewechselt werden mussten, dann wohl wieder mittun können. Ob das auch für den verletzten Mats Hummels gilt, scheint hingegen fraglich.
Im Lager der Nürnberger war die Stimmung nach dem 1:1 hingegen nahezu euphorisch. Die schwachen Spiele gegen Augsburg (0:1) und in Braunschweig (1:1) hatten für Unruhe gesorgt und eine Trainerdiskussion entfacht, bei der mancher Kritiker klang, als spiele dieser Kader unter einem anderen Coach um die Meisterschaft mit. Um wenigstens in der Mannschaft Brandherde zu löschen, hatte Wiesinger bereits unter der Woche angekündigt, dass Hanno Balitsch nicht zum 18-er Kader gehören würde - angeblich nur aus sportlichen Gründen. Viele Beobachter hatten allerdings schon vor einigen Monaten den Eindruck, dass der alternde Mittelfeldmann mit dem ausgeprägten Selbstbewusstsein hinter den Kulissen für schlechte Stimmung sorgt. »Heute hat jedenfalls jeder für jeden gekämpft«, sagte Wiesinger, der sich am Samstag über Balitsch ebenso wenig äußern wollte wie Kapitän Raphael Schäfer, der sich in der Nachspielzeit »schon über drei Punkte gefreut« hatte, als er aus 80 Metern Entfernung sah, wie Alexander Esswein die halbe Dortmunder Abwehr ausspielte - und dann völlig frei übers Tor schoss. »Was soll ich ihn kritisieren?«, fragte Schäfer. »Er hat es ja nicht per Hacke oder mit 14 Übersteigern versucht, sondern nur das Tor nicht getroffen.«
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