Dritte Wahl auf den Malediven

Nach zwei vergeblichen Anläufen wächst nationaler und internationaler Druck auf konservative Verhinderer

  • Hilmar König
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Malediven versuchen am Samstag erneut zu wählen. Es ist der dritte Anlauf, nachdem der Urnengang vom 7. September annulliert und die Neuansetzung am 19. Oktober durch die Polizei verhindert wurde.

Die 270 000 Wahlberechtigten auf den Malediven hoffen, dass sie nun endlich ihr Votum für einen neuen Präsidenten abgeben können. Zweimal wurden sie ausgebremst. Die Wahl vom 7. September wurde unter fadenscheinigen Gründen vom Höchsten Gerichtshof annulliert. Den Versuch am 19. Oktober verhinderte die Polizei, die sich zum »Retter der Demokratie« aufschwang.

Hunderte Jugendliche, die im Laufe der Woche in sozialen Medien eine Kampagne für das Votum gestartet hatten, dankten dem Chef der Wahlkommission, Fuad Thowfeek, und seinem Team für den unermüdlichen Einsatz, das Wahlrecht gegen konservative Kreise durchzuboxen. »Wir glauben an Fuad« war auf Plakaten in der Hauptstadt Male zu lesen. Der Wahlchef entgegnete: »Wir werden weiterhin alles tun, damit die Bevölkerung der Malediven in freien und fairen Wahlen einen neuen Präsidenten wählen kann.« Dennoch bleiben Zweifel, ob Maumoon Abdul Gayoom nicht doch etwas Neues ausgeheckt hat. Der alte Machthaber hatte das muslimisch geprägte Inselreich im Indischen Ozean 30 Jahre lang bis 2008 autoritär beherrscht.

Sein schärfster Widersacher, Mohammed Nasheed von der Maledivischen Demokratischen Partei, war im Jahre 2008 zum Staatsoberhaupt gewählt worden, musste aber im Februar 2012 wegen einer Revolte der Polizei zurücktreten. Das Votum vom 7. September hatte er zwar mit 45 Prozent und großem Abstand vor den anderen drei Kandidaten gewonnen. Doch laut Verfassung sind 50 Prozent der Stimmen erforderlich, um Präsident zu werden. Die Stichwahl fand nicht statt, weil das Höchste Gericht in einem zweifelhaften Urteil, das Votum annullierte. Der Geschäftsmann Qasim Ibrahim von der Jumhury Party, unter Gayoom Finanzminister, hatte das mit Vorwürfen von »Unregelmäßigkeiten« bewirkt. Er war mit 24 Prozent auf dem dritten Platz gelandet.

Der zweite Anlauf zur Präsidentenwahl scheiterte am 19. Oktober. Die Munition dafür hatten wiederum Ibrahim und der Kandidat von der Progressiven Partei der Malediven, Abdulla Yaameen, ein Halbbruder Gayooms, geliefert. Sie unterschrieben ein neues Wahlregister nicht. Daraufhin untersagte die Polizei die Eröffnung des Wahlgangs.

Nasheed, der weiterhin als aussichtsreichster Anwärter ins Rennen geht, sprach am Donnerstag auf der letzten Veranstaltung vor der Wahl zu Tausenden Anhängern und sicherte den Insulanern »das würdevolle Leben, das ihr wünscht« zu. Mit dem Votum am Samstag würden die Bürger für »Obdach, medizinische Versorgung, Transport, Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten« stimmen. Nasheed verwies darauf, dass seine Kontrahenten wiederum gezögert hätten, das Wahlregister zu unterschreiben. Doch auf den Druck einer deutschen Reiseagentur hätten sie nachgegeben.

Auch Abdulla Yaameen versuchte auf einer Veranstaltung, die Wähler zu beeindrucken. Seine Progressive Partei der Malediven sei die einzige, die den Islam und die Souveränität der Republik schützen würde.

Nachbar Indien, die Vereinten Nationen, die USA und Großbritannien haben dem amtierenden Präsidenten Mohamed Waheed klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nun die Wahl erwarten. Sollte niemand die 50-Prozent-Hürde nehmen, ist für Sonntag die Stichwahl angesetzt.

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