Seinen 75. Geburtstag hätte der »Soul Man« Sam Cooke an diesem Sonntag feiern können, hätte sein Leben nicht ein so unvermitteltes Ende genommen. Pünktlich zum Jubiläum ist das Album »The Best of Sam Cooke« wieder veröffentlicht worden. Zwar gibt es andere Kompilationen, die die Vielseitigkeit des schwarzen Musikers besser zeigen, doch sind hier die größten kommerziellen Hits von Cooke versammelt. Mehrere davon sind nur sentimentale Schlager, doch hatte Cookes warme, einschmeichelnde Stimme großen Einfluss auf den Gesangsstil von so vielen Musikern: Otis Redding, Al Green, Rod Stewart, Smokey Robinson, Marvin Gaye, Curtis Mayfield. Cooke vermischte Gospel und Pop zu Soul und wurde damit zu einem der großen Anreger der Rockmusik.
Geboren wurde der Sänger als siebentes Kind eines Baptistenpredigers in Clarksdale (Mississippi), wo so viele berühmte Musiker das Licht der Welt erblickten. Bald ging die Familie nach Chicago, wo Cooke ab dem Alter von 19 mit den Soul Stirrers sang. Die Gospelgruppe hatte in den 1950ern enorme Erfolge, die nicht zuletzt dem Sex Appeal des hübschen Sam Cooke geschuldet waren. Und so fielen die Mädchen in der Kirche - wohl weniger aus religiösen Gründen - reihenweise in Ohnmacht.
Cooke wollte bald die in Gospelkreisen verpönte »Teufelsmusik« singen - Pop und Rhythm & Blues - musste dazu aber die Platten-Firma wechseln. Auf dem kleinen Keen-Label brachte er 1957 »You Send Me«, den Auftakt der vorliegenden CD, heraus und verkaufte diesen zwei Millionen Mal. Weiter auf »Keen« erschienen die - auf der CD versammelten - Songs »Only Sixteen« (klar hatte der »Ladies Man« später auch eine 16-jährige Freundin) und »(What A) Wonderful World«, der vielleicht schönste Song des Albums (mit dem berühmten Anfang »Don't Know Much About History«). 1987 wurde das Lied noch mal als Werbespot für Jeans populär und auch Simon and Garfunkel coverten es erfolgreich. Schließlich wechselte Sam Cooke zur Weltfirma RCA und brachte hier Hit auf Hit heraus, mehrere auch auf der CD: einige davon eher belanglos, bemerkenswerter schon das soulige »Bring It On Home To Me« (von Van Morrison gecovert) und das flotte »Twistin' The Night Away« (Cooke beteiligte sich auch an der Twist Mode).
Insgesamt landete der Musiker 29 Pop-Top-40-Hits - die meisten schrieb er selbst. Doch die bedeutendsten Songs - so schien es - standen ihm noch bevor. Denn immer mehr interessierte er sich für die Belange der Afroamerikaner, befreundete sich mit dem kämpferischen Malcolm X. Aber das Leben des so Erfolgreichen sollte erbärmlich enden. Im Dezember 1964 hatte Cooke in einem Motel in Los Angeles Besuch einer Prostituierten. Als diese mit seiner Geldbörse verschwand und er ihr in Unterwäsche nachstürzte, schoss die weiße Managerin des Motels ihn nieder. Das Gericht erkannte auf Notwehr und die Managerin kam frei.
5000 waren auf Cooke's Begräbnis. Und postum kam sein wohl bedeutendste Lied heraus: »A Change Is Gonna Come«, leider nicht auf der CD. Cooke schrieb den Protestsong - eine Metapher auf die damaligen Bürgerrechtskämpfe der Schwarzen -, nachdem er Dylans »Blowin' In The Wind« gehört hatte.
Thomas Grossman
The Best of Sam Cooke (SonyBMG)
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