Eine Drohne mit ganz kleinen Bomben?
Verteidigungsministerium stößt auf viele Probleme bei der Beschaffung von Killerrobotern für die Bundeswehr
Das Stichwort Drohnen - auch UAS genannt - ist stets und zurecht für Aufregung gut. Leider verlaufen viele Debatten über die Ausrüstung der Bundeswehr mit solchen fliegenden Robotern konfus. Das liegt erstens daran, dass man Äpfel und Birnen vermengt. Zweitens sind zu viele Voraussetzungen für die Beschaffung von unbemannten Fluggeräten unklar. Drittens möchte das Militär solche Fluggeräte (samt Zulassung!) so schnell wie möglich nutzen können.
Langfristig vom Tisch ist die Beschaffung strategischer deutscher Aufklärungsdrohnen à la »Euro Hawk«. Der Bundestagsuntersuchungsausschuss hat eine lange Liste der Beschaffungs- und Zulassungspannen bei diesem HALE-Projekt (High Altitude Long Endurance) angelegt. Die wird nun lektionsmäßig abgearbeitet, um ähnliche Skandale bei zu beschaffenden MALE-Flugkörpern (Medium Altitude, Long Endurance) zu vermeiden.
Die Bundeswehr flog und fliegt bereits solche MALE-Drohnen in Afghanistan - auch schon zu Bruch. Der jüngste Totalverlust eines solchen Aufklärers: 1,7 Millionen Euro. Die »Heron 1« sind vom Herstellerland Israel geleast. Als »Zwischenlösung«. Der Vertrag läuft 2014 aus. Im Bundesministerium der Verteidigung wird daher seit Monaten an einer Nachfolgelösung gearbeitet.
Im Rennen sind der »Predator B« der US-Firma General Atomics sowie der »Heron TP« von Israel Aerospace Industries. Ein Modell aus EU-Fertigung würde zwar gern genommen, doch das gibt es von EADS (jetzt Airbus) nur als Computeranimation oder Holzmodell auf Messen.
Bei den künftigen Systemen wird auf Typen geschaut, die auch bewaffnet eingesetzt werden können. Natürlich wolle man diese Vögel nicht zum Killen von mutmaßlichen Terroristen einsetzen, betont die Bundesregierung und versucht so die von den USA verfolgte Strategie aus besorgten Hirnen zu drängen. Heer und Luftwaffe begründen die Waffenvariante mit vielen - »völkerrechtlich korrekten« - Argumenten. Kampfroboter, die die eigenen Truppen im Einsatz begleiten, könnten in Gefechtssituationen sofort mit ihren Waffen eingesetzt werden. Zur Unterstützung herbeigerufene Flugzeuge oder Kampfhubschrauber brauchen im »Afghanistan-Schnitt« eine halbe Stunde, bis sie am Ort des Geschehens sind.
Ergo: Drohnen können Leben retten oder zumindest besser schützen. Nicht nur das der eigenen Soldaten, so lautet eine besonders perfide Logik. Während sich herbeigeeilte Jetpiloten am Kampfort erst über Freund, Feind und Unbeteiligte informieren müssten, wären die Piloten der permanent eingesetzten Drohnen zu jeder Zeit zu exakter Lagebeurteilung fähig. Sie könnten so Fehlschüsse vermeiden.
Sowohl der »Predator B« wie der »Heron TP« besitzen die erwünschten Fähigkeiten. Nun zählen andere Kriterien. Beispielsweise die Zulassungsfähigkeit. Da hat das billigere israelische Produkt eindeutig Vorteile. Auch bei der Art der Bewaffnung favorisieren die Militärs den »Heron«. Sie hat kleine, lenkbare Gleitbomben am Rumpf. Die Hellfire-Raketen und die 250-Kilo-Bomben des US-Konkurrenzprodukts seien zu wuchtig. Das Argument nehmen verantwortliche Politiker gern auf, denn sie denken schon jetzt daran, wie sie den Tod unschuldiger Zivilisten rechtfertigen können.
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