Zwei Tote bei neuen Protesten in Istanbul

Zehntausende bei Trauermarsch für Berkin Elvan / Proteste auch in anderen türkischen Städten und in Berlin

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Bei den jüngsten Protesten gegen die Regierungs in der Türkei soll es Medienberichten zufolge zwei Tote gegeben haben. Wie die Nachrichtenagentur Dogan in der Nacht auf Donnerstag online meldete, erlag ein Polizist im Krankenhaus der Stadt Tunceli einem Herzinfarkt. Er wurde demnach eingeliefert, nachdem er einer großen Menge Tränengas ausgesetzt war. In Istanbul starb Dogan zufolge ein 22-Jähriger nach Zusammenstößen im Stadtteil Okmeydani an einer Kopfverletzung. Die Tageszeitung »Hürriyet« berichtet dagegen, der junge Mann sei bei einer Prügelei unter Demonstranten ums Leben gekommen sei. Die Polizei sei nicht beteiligt gewesen.

Die jüngsten Proteste in dem Land hatte der Tod eines von der Polizei vor neun Monaten verletzten Jugendlichen entfacht. Der Tod des 15-jährigen Berkin Elvan hatte die größten Proteste seit dem vergangenen Sommer ausgelöst. Der Jugendliche war im Juni vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt der Protestwelle gegen die islamisch-konservative Regierung von einer Tränengasgranate schwer verletzt worden und lag seither im Koma. Er hatte Brot kaufen wollen.

Zehntausende Kritiker der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan schlossen sich am Mittwoch in Istanbul einem Trauerzug für Berkin Elvan an. Auch in Ankara ging die Polizei mit Tränengas gegen mehrere tausend Demonstranten vor. Proteste gab es außerdem in Izmir und etlichen anderen Städten der Türkei.

Auch in Berlin sind am Mittwochabend hunderte Regierungsgegner auf die Straße gegangen. Nach Polizeiangaben marschierten sie im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg von der Waldemarstraße über den Leuschnerdamm zum Kottbuser Tor. Aufgerufen hatte die Alevitische Gemeinde. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.