Genug Insulin für die Safari
Diabetiker sollten sich über geeignete Reiseziele und deren Risiken vorab gut informieren
Eine gute Vorbereitung macht auch für kranke Menschen wie Diabetiker ungetrübte Ferienfreude möglich. Im Zweifelsfall sollte ein Reisemediziner gefragt werden. Grundsätzlich, so Jens Kröger, niedergelassener Internist und Diabetologe aus Hamburg, sollte eine »stabile Stoffwechsellage vorliegen«. Der Patient sollte im Umgang mit seiner Krankheit prinzipiell schon geschult sein - auch wenn er keine Reisepläne hat.
Betroffen von den Stoffwechselerkrankungen Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 sind in Deutschland immerhin sechs Millionen Menschen. Besonders geeignet für sie sind Reisen in gemäßigte Klimazonen. Aber auch die Tropen können besucht werden - von stabil eingestellten und gut geschulten Menschen. Im Gepäck muss etwas mehr Platz geschaffen werden für ausreichend Insulin, Pens, Pumpenzubehör, Spritzen, Teststreifen oder blutzuckersenkende Medikamente, nämlich für das Doppelte des üblichen Bedarfs. Zudem sollte Insulin durchgehend lichtgeschützt und kühl - zwischen 2 und 8 Grad Celsius - aufbewahrt werden, ansonsten kann es seine Wirksamkeit verlieren. Auf Flugreisen ist eine möglichst in Englisch abgefasste ärztliche Bescheinigung über die Hilfsmittel und Medikamente unverzichtbar, dazu der internationale Diabetikerpass. Die ärztliche Erklärung wird schon bei den Sicherheitskontrollen für das Handgepäck nötig.
- Viele der Ratschläge für Diabetiker gelten für alle Menschen, die eine chronische Erkrankung - etwa Bluthochdruck oder ein Lungenleiden - haben. Wenn die Bedingungen im Urlaub, angefangen mit der Ernährung bis hin zu deutlich mehr Bewegung, gegenüber dem Alltag voraussichtlich stark variieren, sollte vorab ärztliche Beratung gesucht werden.
- Auf der Webseite des Centrums für Reisemedizin www.crm.de findet sich unter Beratungsstellen auch ein Arztsuche nach Postleitzahlen.
- Ein Dokument in der Landessprache oder auf Englisch kann hilfreich sein, wenn es unter anderem die benötigten Medikamente und Dosierungen oder Hinweise auf Unverträglichkeiten und Allergien enthält. Dauerhaft eingenommene Mittel sind in Originalverpackung und mit Beipackzettel einzupacken, das erleichtert die erneute Beschaffung
- Neben dem nötigen Impfschutz eventuell gegen tropische Krankheitserreger und die besonderen Beachtung von Hygienefragen sind aber auch allgemeine Risiken nicht aus den Augen zu verlieren. Viele Auslandsreisende unterschätzen gefährliche Situationen bei großen Festen oder im Straßenverkehr.
- Auch Fragen in Zusammenhang mit der Reiseversicherung können bei Menschen mit einer Vorerkrankung zum Problem werden. Sie sollten das Kleingedruckte sehr genau lesen. Zu oft kommt es vor, dass Leistungen ausgeschlossen werden, wenn bereits eine chronische Erkrankung vorliegt.
- uh
Zur Reisevorbereitung gehört auch, den Impfschutz zu aktualisieren, weil bei chronisch Kranken Infektionen schwerer verlaufen können. Jens Kröger gibt auch noch Hinweise für den Fall, dass die Reise durch mehrere Zeitzonen verläuft. Bei Reisen nach Westen wird der Tag länger, der Reisende benötigt dann mehr Insulin, entsprechend weniger bei Reisen in den Osten. Gerade bei Flugreisen gibt es noch einige Faktoren, die den Blutzucker beeinflussen: Körperliche Inaktivität, die Zeitverschiebung, häufigere Mahlzeiten als im Alltag oder auch Nervosität. Deshalb sollte der Blutzucker während eines Langstreckenfluges etwa alle drei Stunden gemessen werden.
Komplizierter kann es dann noch einmal am Urlaubsort selbst werden, neben dem ungewohnten Klima und neuen Aktivitäten gibt es oft anders - und häufig mehr - zu essen und zu trinken. In einigen wenigen Kochbüchern zur internationalen Küche ist bereits der Kohlehydratgehalt der entsprechenden Gerichte zu finden. Aber schon in der EU gibt es Unterschiede bei den Lebensmitteln im Supermarkt, so ist in Dänemark offensichtlich mehr Zucker in vielen Produkten enthalten, für Frankreich lässt sich das Baguette schlecht berechnen. Auf die Nahrungsmittelhygiene sollten Diabetiker besonders achten, denn bei einer akuten Durchfallerkrankung ist eine zuverlässige Blutzuckersenkung noch schwieriger.
Auf der Webseite der Deutschen Diabeteshilfe unter www.diabetesde.org/ueber-diabetes/infomaterial finden sich diverse Dokumente, darunter eine Checkliste für Reisen oder der Vordruck einer Bescheinigung für Flugreisen und Grenzkontrollen - dieser wird vom behandelnden Arzt ausgefüllt und bestätigt, dass der Patient eine entsprechenden Anzahl von Insulinampullen, -spritzen, Tabletten und weiteres Material mit sich führen muss.
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