Johannisbeeren statt Sonnencreme
Rote Früchte aus dem Garten schützen vor Krebs, kräftigen die Adern, lindern Husten und stabilisieren die Darmflora
Rote Johannisbeeren gehören zu den fruktoseärmsten Obstsorten. Sogar Menschen mit der seltenen stoffwechselbedingten Fruktose-Intoleranz dürfen kleine Portionen der erfrischend säuerlichen Kügelchen naschen. Den vor allem auf der Nordhalbkugel der Erde gedeihenden roten und schwarzen Johannisbeeren werden vielfältige Schutzkräfte für den Darm, die Bronchien, die Blutgefäße und das Immunsystem zugeschrieben. Auch bei Rheuma sollen sie ihre positiven Wirkungen entfalten.
In langen Trauben hängen die roten Beeren an den Sträuchern, weshalb sie im Schwäbischen auch Träuble und in der Schweiz Meertrübeli heißen. Der österreichische Name Ribisel verweist auf den botanischen Namen Ribes rubrum für die roten Johannisbeeren, die von den Wildarten Ribes petraeum (petros, griechisch: der Felsen) und Ribes spicatum (spicatum, lateinisch: ährig) abstammen.
Wenn die Beeren beim Pflücken unverletzt an den Trauben bzw. Ähren bleiben, sind sie gekühlt eine Woche haltbar. Die Ernte beginnt um den Johannistag, den 24. Juni. Frisch gepflückt enthalten Johannisbeeren 36 Milligramm Vitamin C, 25 Mikrogramm Carotin und ein Milligramm Vitamin E pro 100 Gramm. Nervenstärkende Vitamine B1, B2, B6 und Niacin sind in nennenswerten Umfang vertreten. Flavonoide wie Quercetin und Delphinidin sowie Pektin machen Johannisbeeren für die Gesundheit wertvoll, wobei schwarze Johannisbeeren zehnmal mehr Anthocyane und 175 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm enthalten. Manchem schmecken sie jedoch zu herb.
Die Carotinoide, welche den roten Johannisbeeren ihre leuchtende Farbe verleihen, verbessern ähnlich dem aus roten Tomaten bekannten Lycopin den Sonnenschutz der Haut von innen. Auch wenn rote Johannisbeeren längst nicht so hohe Mengen Carotinoide wie Tomaten aufweisen, erschließt sich ihre Bedeutung daraus, dass sie regional bereits zu Beginn des Sommers reifen, während einheimische Tomaten ohne Gewächshaus frühestens im August geerntet werden können. Bei regelmäßigem Genuss erhöhen die natürlichen roten Farbstoffe die Eigenschutzzeit der Haut vor der UV-Strahlung der Sonne um das Vierfache, so dass hellhäutige Personen, die nur drei Minuten Sonnenbestrahlung vertragen, die Haut daran gewöhnen können, bis zu zehn Minuten an der Sonne zu bleiben. Diese Zeitspanne wird benötigt, um die Haut anzuregen, selbst Vitamin D zu bilden. Danach gilt es, je nach Hauttyp, ein schattiges Plätzchen aufzusuchen. Die meisten Sonnenschutzcremes hingegen verhindern, dass in der Haut lebenswichtiges Vitamin D aufgebaut wird. Umso sinnvoller ist es, die roten Früchtchen zu essen.
Weil die nordischen Beeren auf so vielfältige Weise vor Krebs schützen, die Adern kräftigen, Husten lindern und sogar die Darmflora stabilisieren, sei auch Menschen mit Fruktoseintoleranz empfohlen, die verträgliche Menge zu testen. Bei der Diagnose einer Unverträglichkeit von Fruchtzucker ist es zudem sehr wichtig, genau zwischen der stoffwechselbedingten, sogenannten hereditären Intoleranz und der intestinalen, im Darm verringerten Absorption von Fruktose zu unterscheiden. Während sich die seltene stoffwechselbedingte Form bereits im Säuglingsalter zeigt und die Betroffenen höchstens zwei Gramm Fruchtzucker pro Tag tolerieren, werden bei einer erworbenen verringerten Absorptionsfähigkeit im Darm nach einer Erholungsphase von zwei bis sechs Wochen wieder gewisse Mengen Fruktose vertragen.
100 Gramm Rote Johannisbeeren enthalten durchschnittlich nur zwei Gramm Fruktose, während in Limonaden und Süßwaren oftmals die zehnfache Menge steckt. Zwei Gläser Apfelsaft liefern bis zu 35 Gramm Fruktose, ein Quantum, das auch Gesunden ein Kapazitätsproblem bringt. Bei Fertigprodukten können wir anhand von Begriffen in der Zutatenliste wie z.B. Maissirup, Glukose-Fruktose-Sirup oder Invertzucker auf einen hohen Fruchtzuckergehalt schließen. Fruktose-Intoleranten sei deshalb geraten, mit der Lupe einkaufen zu gehen. Einige Tricks bei der Zusammenstellung der Mahlzeiten helfen, die gesunden Beeren ohne Darmbeschwerden zu genießen: Eine Kombination mit Eiweiß und Fett, z.B. Quark oder Naturjoghurt, verbessert die Verträglichkeit, ebenso das Servieren der Beeren als Nachtisch. Den Süßstoff Sorbit gilt es bei empfindlichem Darm zu meiden. Das Süßen mit fünf Gramm Traubenzucker kann bei manchen Personen die Toleranzschwelle für Fruktose erhöhen.
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