Israel fliegt Luftangriffe auf Gazastreifen

Trotz internationaler Einwände droht der Konflikt zwischen Israel und Palästina weiter zu eskalieren

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Lage in Nahost spitzt sich weiter gefährlich zu. Nach dauernden Raketenangriffen aus Gaza bewegt Israels Armee Bodentruppen in Richtung Süden. Droht jetzt eine neue Offensive im Gazastreifen?

Tel Aviv. Nach fortwährenden Raketenangriffen aus dem Gazastreifen verlegt Israels Armee zusätzliche Truppen an den Rand des Palästinensergebiets. »Wir bewegen Truppen«, bestätigte Armeesprecher Peter Lerner am Donnerstag. Es sei auch eine begrenzte Zahl von Reservisten mobilisiert worden. Nach Medienberichten handelt es sich um Fußtruppen und gepanzerte Fahrzeuge.

Lerner betonte jedoch mehrfach, Israel sei nicht an einer Offensive im Gazastreifen interessiert. Er rief die im Gazastreifen herrschende Hamas auf, den fortwährenden Raketenbeschuss israelischer Grenzorte zu unterbinden, um eine weitere Eskalation zu verhindern. »Wir streben eine Deeskalation der Lage an, aber wir müssen trotzdem für alles bereit sein«, sagte Lerner.

Binnen 24 Stunden hätten militante Palästinenser mehr als 30 Raketen auf Israel abgefeuert. Zwei davon schlugen in Häusern in der Grenzstadt Sderot ein. Auch Hamas-Kämpfer seien an einigen der Angriffe beteiligt gewesen, sagte Lerner. Dies sei ein Bruch der Waffenruhe-Vereinbarungen, die Israel und die Hamas nach dem letzten großen Schlagabtausch im Gazastreifen im November 2012 unter ägyptischer Vermittlung getroffen hatten.

Hamas bekannte sich allerdings nicht zu den Raketenangriffen. Auch von israelischer Seite gab es schon zahlreiche Verstöße gegen die Vereinbarung.

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hatte nach dem Mord an drei jüdischen Jugendlichen eine breite Militäroffensive im Gazastreifen gefordert. Andere Minister warnten jedoch vor einem solchen Einsatz.

In der Nacht zum Donnerstag tagte zum dritten Mal in dieser Woche das israelische Sicherheitskabinett. Es war zunächst unklar, ob dabei Entscheidungen getroffen wurden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte harte Schritte gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas angekündigt.

Israelische Kampfflugzeuge flogen in der Nacht erneut Angriffe im Gazastreifen. Dabei wurden nach Militärangaben 15 Ziele der Hamas beschossen, darunter versteckte Raketenabschusseinrichtungen und Waffenlager. Palästinensische Augenzeugen berichteten von heftigen Explosionen im Gazastreifen. Etwa zehn Verletzte seien in Krankenhäuser gebracht worden. Gebäude seien beschädigt worden.

Nach dem Mord an einem palästinensischen Jugendlichen gingen in der Nacht zum Donnerstag die Krawalle in Jerusalem weiter. Im Stadtteil Silwan warfen Demonstranten Molotow-Cocktails auf die Häuser jüdischer Bewohner, wie die Zeitung »Haaretz« berichtet.

Am Mittwoch war in einem Wald bei Jerusalem die Leiche des 16-jährigen Mohammed Abu Chedair gefunden worden. Danach kam es im arabischen Ostteil Jerusalems zu schweren Ausschreitungen.Israelische Medien sprachen von möglicher Rache rechtsgerichteter Israelis für den gewaltsamen Tod von drei verschleppten und getöteten jüdischen Jugendlichen. Auch ein krimineller Hintergrund wird jedoch nicht ausgeschlossen.

Israel setzte in der Nacht die Suche nach den Mördern der drei israelischen Jugendlichen fort. 13 Personen wurden im Westjordanland festgenommen, wie eine Armeesprecherin bestätigte.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Mord an dem jungen Palästinenser. Die Verantwortlichen müssten sobald wie möglich zur Rechenschaft gezogen werden, forderte Ban in New York. Der Familie des Opfers sprach er sein Beileid aus. Er rief sowohl Israelals auch Palästinenser zur Zurückhaltung in dem Konflikt auf, damit nicht noch mehr Tote zu beklagen seien.

In Jerusalem demonstrierten rund tausend Menschen gegen Gewalt und Rassismus. »Juden und Araber werden in diesem Land zusammenleben müssen«, sagte Oppositionsführer Izchak Herzog. Extremisten beider Seiten versuchten, das Land in eine Spirale der Gewalt zu ziehen. »Aber die Mehrheit der jüdischen und arabischen Gesellschaft will in Frieden leben.« dpa/nd

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