Zeichnung, Mode, Comic

Quentin Blake in London

  • Meike Stolp
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein paar Striche mit wasserfestem Bleistift, ein wenig Wasserfarbe, die Gesichter der Kinder bekommen eine gesunde dunkelrosa Farbe, die Dame ein lila Ensemble und der Herr mit der Uhr ein hellbraunes Sakko mit grüner Weste. Zwar sind die Illustrationen von Quentin Blake nicht immer so farbenfroh, sondern dem Sujet angepasst auch mal grau, aber sie haben alle die unverkennbare Handschrift des Meister-Illustrators aus dem südenglischen Kent: lebendig, genau in der Darstellung. Seine Arbeiten werden seit Anfang Juli in Londons erster Galerie für Illustrationen, dem »House of Illustrations« ausgestellt, die nicht nur Ausstellung, sondern auch Treffpunkt sein soll für andere Künstler.

Quentin Blake ist für die Engländer, was Janosch für die Deutschen ist. Mit den Zeichnungen des 81-Jährigen sind Generationen von Kindern aufgewachsen. Und das, obwohl er sagt, dass er eigentlich mit diesen Kindern nie besonders viel anfangen konnte. Blakes Illustrationen erinnern die Briten an die Unbeschwertheit der Kindheit und die Bedeutung der Fantasie und wie das damals war, als man zum ersten Mal ein Buch las. Der Illustrator hat unzählige Kinderbücher verziert, am bekanntesten ist die Zusammenarbeit mit dem walisischen Schriftsteller Roald Dahl, der mit »Charlie und die Schokoladenfabrik« und »James und der Riesenpfirsich« bekannt wurde. Beide Bücher wurden von Blake illustriert. Und auch heute arbeitet der Künstler weiter an Büchern. 2008 illustrierte er David Walliams Buch »Kicker im Kleid« über einen Fußball spielenden Jungen, der sich auch für Mode interessiert und schließlich ein Kleid anprobiert.

Die 100 Quadratmeter große Galerie in der Nähe der Bahnhöfe King’s Cross/St. Pancras ist die erste dieser Art in Großbritannien. Sie soll ein Ort sein, der sich auf Illustrationen konzentriert, der die Besucher durch Ausstellungen auf die lange Geschichte der Kunstform aufmerksam machen will und gleichzeitig Treffpunkt für Illustratoren sein soll. Natürlich gibt es vergleichbare Ausstellungsorte - zum Beispiel das Museum Tomi Ungerer in Straßburg oder das Karikatur-Museum Wilhelm Busch in Hannover. Doch »House of Illustration«-Chef Colin McKenzie sieht in hellen Räumen am Granary Square mehr als nur Wände zum Bilderhängen. »Es soll ein Zuhause sein für Illustratoren«, sagt McKenzie.

Die britische Geschichte der Illustrationen hat eine lange Tradition »ebenso wie die deutsche und skandinavische«, wie Colin McKenzie betont. Sie reicht von den Illustrationen John Flaxmans im 18. Jahrhundert, dessen Umrisszeichnungen stilbildend waren für andere Künstler, bis zur 2002 eingestellten Satire-Zeitschrift »Punch«, für die Quentin Blake übrigens bereits mit 16 Jahren gezeichnet hat. Kunstliebhaber können sich diese Geschichte, nicht nur die englische, auch die kontinentale, jeweils in Ausschnitten angucken. Nach »Inside Stories«, der Ausstellung der Blake-Werke, zeigt die Galerie die Arbeiten der portugiesischen Künstlerin Paula Rego und des Franzosen Honoré Daumier, der im 19. Jahrhundert wirkte. Der Vielfältigkeit will Colin McKenzie keine Grenzen setzen. Von Dürer bis Tattoo-Kunst kann sich der Galerie-Chef alles vorstellen.

Bis 2. November

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