Skandal um Edeka-Marke »Gutfleisch«
Kieler Agrarministerium will Vorwürfe prüfen
Der Lebensmittelhändler-Multi Edeka steht unter Druck: Das Image seiner Gütemarke »Gutfleisch« bröckelt. In Schleswig-Holstein wurden Fälle von Etikettenschwindel bekannt, dazu offenkundig Verstöße gegen das Tierschutzrecht in regionalen Zuchtbetrieben, mit denen Lieferverträge geschlossen wurden. Tierrechtler haben nun auch unhaltbare Zustände in einem baden-württembergischen Mastbetrieb publik gemacht.
Wenn Verbraucherschützer im Fernsehen derzeit von der seit 25 Jahren existierenden Produktmarke »Gutfleisch« abraten, dann herrscht bei den Edeka-Vertretungen Nord (Neumünster) und Südwest (Offenburg) Alarmstimmung. Testkäufe in Edeka-Märkten durch den NDR hatten ergeben, dass Fleisch aus Uruguay falsch deklariert als angebliches »Gutfleisch« verkauft wurde.
Außerdem haben Tierschützer der Organisation »Animal Equality« Film- und Bildmaterial veröffentlicht, das sie bei sechs Edeka-Vertragslandwirten aufgenommen haben. Darauf sind unhaltbare Tierhaltungsbedingungen und deren Folgen dokumentiert: Schweine mit verstümmelten, blutigen Schwänzen und angenagten Ohren zusammengepfercht in viel zu engen Ställen oder Boxen, tote und kranke Tiere, dazu Hygienemängel. Das alles vermittelt nicht den Eindruck einer artgerechten Haltung. Doch genau damit wirbt Edeka auf seiner Homepage. Das Unternehmen erklärt gar, dass eine Tierschutzbeauftragte die Erzeugerbetriebe kontrolliere.
»Das ist Tierquälerei«, lautet das Urteil von Roland Ferber zu den Tierschützer-Aufnahmen. Der inzwischen pensionierte Ferber hatte die Marke »Gutfleisch« mit ins Leben gerufen. Das Thema schlägt nun hohe Wellen, weil Strafanzeigen gegen die Halterbetriebe und gegen die zuständigen Veterinärämter gestellt wurden. Auch das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerium ist auf den Plan gerufen und hat eine Prüfung der Vorwürfe angekündigt. Wie ernst das Thema genommen wird, zeigt auch, dass die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und der dortige Bauernverband sich von verwerflichen Haltermethoden distanzieren. Bei »Animal Equality« will man unterdessen nicht glauben, dass es sich um Einzelfälle handelt.
Die Eigenmarke »Gutfleisch« wird dem Verbraucher durch das Unternehmen mit den Eigenschaften Qualität, Sicherheit und Transparenz angepriesen. Im Laden sind viele Käufer auch bereit, für den Regionalfaktor des Erzeugnisses sowie für die Qualitätsversprechungen bei Tierfütterung und -haltung mehr zu bezahlen. Wenn er aber hinters Licht geführt wird, dann ist der Edeka-Kunde sensibel, was empörte Forenkommentare im Internet zeigen. Unter anderem hatte Edeka zugesichert, dass eine detaillierte Herkunftsrückverfolgung des Schweinefleisches sieben Tage lang möglich sei. Die Internet-Datenbank dafür wurde vom Unternehmen jedoch vorläufig gesperrt. Mit Prämierungen von Fleischprodukten durch die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft schmückt man sich allerdings weiterhin.
Zur falschen Warenetikettierung betont man seitens Edeka Nord, dass das Fleisch das eigene Fleischwerk in Valluhn (Mecklenburg-Vorpommern) korrekt deklariert verlasse. Man wolle die Edeka-Märkte aber noch einmal auf eine sorgfältige Kennzeichnung an der Fleischtheke hinweisen. 2012 kam Edeka in die Schlagzeilen, weil falsch deklarierte Gänse nicht wie ausgewiesen aus Polen, sondern aus der ungarischen Stopfmast stammten.
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