Jobcenter unter Virusverdacht
Afrika-Reisende löst mit Ebola-Krankheitssymptomen Notfallplan aus
Als um 10:46 Uhr bei der Feuerwehr ein Notruf aus dem Jobcenter in der Storkower Straße in Pankow eingeht, sieht der bevorstehende Einsatz zunächst noch nach der üblichen täglichen Routine aus: Eine 30-Jährige Frau habe im Jobcenter einen Schwächeanfall erlitten. Zwei Rettungssanitäter sind wenige Minuten später vor Ort, die Frau ist bei Bewusstsein. Was sie den Einsatzkräften daraufhin erzählt, ändert die Situation schlagartig. Die Frau habe gegenüber den Rettungskräften selbst den Verdacht geäußert, dass es sich bei ihrem Schwächeanfall in Verbindung mit hohem Fieber womöglich um Symptome einer Ebola-Erkrankung handeln könnte.
Der Verdachtsfall erhärtete sich zunächst, nachdem es aus Einsatzkreisen bekannt wurde, die Frau sei vor acht Tagen aus einem der vier Länder in Westafrika nach Deutschland zurückgekehrt, in denen sich seit Wochen eine Epidemie mit inzwischen 1200 Toten immer weiter ausbreitet. Vermutlich hielt sie sich in Nigeria auf, was jedoch weder Feuerwehr noch Polizei bestätigen wollten. Gerüchten zufolge habe die Frau zudem gegenüber den Sanitätern erklärt, sie habe auf ihrer Reise Kontakt zu mehreren Ebola-Infizierten gehabt, woraufhin die Einsatzkräfte neben der Polizei auch den für den Bezirk Pankow Amtsarzt informierten.
Mit 50 Beamten und Mundschutz riegelte die Polizei das Jobcenter ab, etwa 600 Menschen, darunter Kunden und Mitarbeiter des Jobcenters, durften das Gebäude zwei Stunden lang nicht verlassen, bis geklärt war, welche Personen unmittelbaren Kontakt zur mutmaßlichen Ebola-Patientin hatten, wie Feuerwehrsprecher Rolf Erbe sagte.
Neben vier Sanitätern wurden zwei Mitarbeiter des Jobcenters sowie die mutmaßlich an Ebola erkrankte Frau ins Virchow-Klinikum im Stadtteil Wedding gebracht. Das zur Charité gehörende Krankenhaus verfügt über eine eigene Station, auf der Patienten mit hochansteckenden Erkrankungen isoliert behandelt werden können. Nach ersten Untersuchungen gaben die behandelnden Ärzte an der Universitätsklinik am Nachmittag eine erste vorsichtig Entwarnung. Wahrscheinlich sei die Frau nicht mit dem Ebola-Virus infiziert, sondern leide an einer infektiösen Magen-Darm-Erkrankung, teilte die Charité mit. Endgültige Klarheit schaffe allerdings erst ein Bluttest.
Obwohl sich der Polizeieinsatz damit im nachhinein vermutlich als reine Vorsichtsmaßnahme herausstellt, haben sich die Einsatzkräfte strikt an den »Generischen Plan für biologische Gefahrenlagen« gehalten. Der Notfallplan regelt, wie Berliner Behörden und Einsatzkräfte im Ernstfall vorgehen sollen. Die Absperrung des Gefährdungsgebietes und die Isolation möglicher Infizierte seien das übliche Vorgehen bei Infektionskrankheiten, so Erbe. Bei Verdachtsfällen auf hochansteckende Krankheiten wie etwa Malaria und eben Ebola würden generell diese Maßnahmen ergriffen, um eine weitere Ausbreitung im Ernstfall zu verhindern. Wie die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales am Nachmittag erklärte, habe sich das Land Berlin nach dem Ausbruch der Ebola-Epidemie noch einmal eingehend mit den Plänen beschäftigt, falls eine Infektionsfall in der Hauptstadt auftreten sollte. »Nach dem Ausbruch von Ebola in Afrika hat die Senatsgesundheitsverwaltung zusätzlich sowohl die 39 Aufnahmekrankenhäuser über die Krankheit, ihre Übertragungswege und möglicherweise notwendige Behandlungen informiert. Auch die Gesundheitsämter sind von unserer Verwaltung auf den neuesten Stand gebracht«, teilte Sprecherin Regina Kneiding mit.
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