WDR will Film trotz Kritik senden
Odenwaldschule
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) will seinen Fernsehfilm über die Fälle sexueller Übergriffe auf Schüler an der Odenwaldschule trotz der Kritik ehemaliger Schüler wie geplant am heutigen Mittwoch senden. »Die Anwälte der Produktionsfirma und des Senders haben die Vorwürfe geprüft. Sie sind nicht zutreffend«, teilte der WDR mit. Der »Spiegel« hatte berichtet, dass sich zwei ehemalige Schüler durch den Film in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt sehen.
Der Anwalt eines der beiden Schüler, Christian Schertz, teilte mit, sein Mandant sei ohne weiteres in der Filmfigur des Frank Hoffmann wiederzuerkennen. Die Parallelen zwischen dem Lebensschicksal seines Mandanten Andreas Huckele und der Darstellung des Schülers Frank Hoffmann »einschließlich der optischen Übereinstimmung« seien »derart, dass kein Zweifel hieran besteht«, sagte Schertz am Dienstag. Sollte die ARD den Film dennoch senden, würden »Geldentschädigungsansprüche ausgelöst«.
Laut »Spiegel« erkennt sich auch ein weiterer Schüler in einer anderen Figur des Films wieder und will gegen den WDR vorgehen. Auch aus ethischen Gesichtspunkten sei »die Ausbeutung eines Lebensschicksals eines Missbrauchsopfers ohne seine Zustimmung zu verurteilen« und seiner Meinung nach »für einen öffentlich-rechtlichen Sender auch nicht zu verantworten«, kritisierte der Berliner Rechtsanwalt.
An dem Schulinternat im hessischen Ober-Hambach wurden von den 1960er Jahren bis in die 1980er Jahre hinein mindestens 132 Schüler Opfer sexueller Gewalt. dpa/epd/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.