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Die Kulte unserer Ahnen

Bernhard Streck machte sich auf die Suche nach dem Heidentum

  • Hannah Will
  • Lesedauer: 2 Min.

Angesichts der Renaissance der Religionen und fundamentalistischer Begleiterscheinungen ist dieses Buch hoch aktuell. Auch wenn es nicht direkte Antworten auf die Fragen gibt, wie es zu den massiven Gewalteruptionen im Namen einer Religion kommen konnte. In seiner Vorrede tangiert aber Bernhard Streck das Problem, dass sich seiner Meinung nach nicht mit der gängigen Interpretation von »falsch verstandenen« oder »missbrauchten« Religionen erklären lässt.

Der langjährige Leiter des Instituts für Ethnologie der Universität Leipzig (1998-2010) fragt, ob der Gott der Juden, der Christen und der Muslime womöglich eine Inkarnation des Totengotts der Heiden sei - »ist das der schaudern machende Urgrund der langen Religionsgeschichte?«


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* Bernhard Streck: Sterbendes Heidentum. Die Rekonstruktion der ersten Weltreligion.
Eudora. 494 S., geb., 19,90 €.


Streck begab sich auf die Suche nach dem ursprünglichen Heidentum, dem archaischen Kosmopolitismus unserer Urahnen. Es ist beeindruckend, mit welcher Detailtreue er das bunte Panorama uns heute völlig fremder Vorstellungen und Rituale zeichnet, die von Welteroberern und Missionaren ausgelöscht wurden. Und von denen wir nur dank der schriftlichen und bildlichen Hinterlassenschaften von Abenteurern und Entdeckern, Volkskundlern oder Gesandten wissen, die hier ausgiebig zitiert werden.

In diesem sehr schön aufgemachten Buch wird anschaulich, wie Menschen vor dem globalen Triumphzug monotheistischer Weltbilder dachten und fühlten. Der Autor stellt die Erdreligion vor, Handsymbolik und Wettergötter, das heilige Feuer, Geisterglaube und Geistheilung, Sexualreligion und Urzwittertum, Gräberkult und Traumdeutung.

Streck hat noch sehr lebendige Relikte in afrikanischen, australischen und südamerikanischen Stammesgemeinschaften aufgespürt. Mir gefällt der in Ghana und Togo praktizierte Kult um Mami Wata, die Große Mutter. Nicht nur, weil die Kultdiener ihr auf die Altäre Lippenstift, Puderdose und ein geistiges Getränk stellen. Doch man lese selbst. Nur noch dies: Es gibt die Ansicht, die Mami-Wata-Altäre seien das Vorbild der Frisiertische der Europäerinnen gewesen.

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