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Gefährlich wird’s, wenn die Flasche ruft

Wolfgang Swat berichtet über 13 schauerliche Mordfälle in der DDR

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 3 Min.

Was wir schon immer geahnt haben, nun wissen wir es ganz genau: Auch in der DDR wurde gemordet. Auf recht üble Weise. Erschlagen, erstochen, erwürgt - wie überall auf der Welt. Nur, dass Mordfälle nicht automatisch auf den Titelseiten der Presse landeten, und Boulevardmagazine gab es noch nicht. Ansonsten sind Täter und ihre Taten austauschbar und finden sich in jedem Flecken und hinter jedem Winkel auf der Erde.

Wolfgang Swat ist seit Jahren den bösen Buben in der DDR auf der Spur und findet in alten Akten und bei pensionierten Kriminalbeamten immer wieder neues Futter für einen alten Stoff. 13 Mordfälle vor allem aus dem Osten Brandenburgs hat Swat diesmal ausgegraben und zum Lesen aufbereitet. Ohne Schnörkel und künstliche Spannungsbögen. Da wird eine Frau auf bestialische Weise hingerichtet. Motiv Eifersucht. Ein junges Mädchen muss sterben, um eine Sexualstraftat an ihr zu vertuschen, ein Mann erwürgt, um den Verrat seiner Komplizen bei der Polizei zu verhindern.


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* Wolfgang Swat: Die gepfählte Frau. Authentische Mordfälle aus der DDR.
Das Neue Berlin. 207 S., br., 12,90 €.


Der Griff zur Flasche spielte beim Verbrechen fast immer mit. Das kleine Land zwischen Elbe und Oder hatte - in Ermangelung anderer Drogen - ein schweres Alkoholproblem. Im Suff mordete es sich leichter. Die Gerichte machten meist kurzen Prozess, und die Strafen differenzierten. Die Bundesrepublik kennt für Mord nur ein Urteil: lebenslänglich. Auch wenn dieses lebenslänglich in der Praxis nach 15 Jahren beendet ist. Wer in der DDR mit 15 Jahren Haft bestraft wurde, der saß in der Regel auch 15 Jahre.

Morde in der DDR wurden in den meisten Fällen aufgeklärt. Die Täter kamen in der Regel aus dem nahen oder fernen Umfeld der Opfer. So war es nur eine Frage der Zeit, den Verbrecher zu fassen - trotz der damals noch nicht verfügbaren Möglichkeiten der Spurensicherung. Bei Kapitalverbrechen wie Mord wurden alle nur erdenklichen Hebel in Bewegung gesetzt.

Die deutsch-deutsche Problematik spielte auch hier eine nicht unbedeutende Rolle. Menschen flohen nicht nur vom unstillbaren Drang nach Freiheit beseelt in die Bundesrepublik oder nahmen - was auch passierte - den entgegengesetzten Weg in die DDR aus tiefer Überzeugung von einem sozialistisch-gerechten Land. Grenzgänger zwischen den Welten hatten nicht selten höchst simple Motive, wollten einen Schnitt machen, ihr altes verkorkstes Leben hinter sich lassen mit einem Neuanfang am anderen Ufer. Dass auch dort Recht und Gesetz herrschten, wurde ihnen spätestens dann klar, als sie sich wieder einfügen und anpassen mussten. Und auch das gehört zu Mordgeschichten aus der DDR: Die Staatssicherheit war stets dabei, wenn es darum ging, abscheuliche Verbrechen aufzuklären. Mitarbeiter der Staatssicherheit waren nicht nur Leute, die an anderen Türen lauschten. Es gab dort profilierte und engagierte Aufklärungsspezialisten, die einen wichtigen Beitrag zur Kriminalitätsbekämpfung in der DDR leisteten.

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