Suche nach Brandstiftern von Vorra: Noch keine Spur
Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise zur Aufklärung / Kirchengemeinde plant Gedenkgottesdienst
Berlin. Nach der Brandstiftung in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft in Vorra bei Nürnberg suchen die Ermittler immer noch nach den Tätern. »Die arbeiten so schnell wie möglich und sehr penibel«, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag am Rande des CSU-Parteitags in Nürnberg. Er warnte aber davor, mit allzu raschen Ergebnissen zu rechnen. Die Ermittlungen seien sehr aufwendig.
Unbekannte hatten am späten Donnerstagabend in dem 1700-Einwohner-Ort einen als Flüchtlingsunterkunft umgebauten Gasthof samt Scheune sowie ein frisch renoviertes Wohnhaus in Brand gesteckt. Auf einem Nebengebäude sprühten die Unbekannten eine Naziparole sowie zwei Hakenkreuze. Alle Gebäude liegen im Zentrum des idyllischen Ausflugsorts und sind etwa per Auto nur rund 50 Minuten von Nürnberg entfernt.
Nach Angaben einer Nürnberger Polizeisprecherin sind inzwischen etliche Hinweise bei der 20-köpfigen Sonderkommission »Vorra« eingegangen. »Bisher ist aber noch keine heiße Spur dabei«, sagte sie. Auch dem Verdacht, hinter der Tat könne möglicherweise eine mutmaßliche rechtsradikale Gruppe stecken, die sich seit längerer Zeit in einem Wochenendhaus oberhalb von Vorra trifft, werde nachgegangen.
Am Tatort waren unterdessen auch am Samstag Kripo-Spezialisten mit der Spurensicherung beschäftigt. Die Ermittler hoffen daneben auf Hinweise aus der Bevölkerung. Am Vormittag verteilten Polizeibeamte in dem Ort rund 1.000 Handzettel und Fahndungsplakate, auf denen die Soko »Vorra« um Mithilfe bei der Suche nach den Tätern bittet. Für Hinweise zur Aufklärung der Tat wurde zudem eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.
Auf Drängen der Polizei ließ die Gemeinde noch am Samstag die von den unbekannten Tätern an eine Hauswand gesprühten rechtsradikalen Parolen überstreichen. »Man muss ja nicht noch für die Werbung machen«, sagte Bürgermeister Volker Herzog (SPD).
Am Sonntag plant die örtliche Kirchengemeinde einen Gedenkgottesdienst. Als Zeichen der Solidarität mit Asylbewerbern wollen Bürger anschließend eine Menschenkette um die ausgebrannten Gebäude bilden, wie Pfarrer Björn Schukat berichtete. Der evangelische Geistliche sagte am Samstag, der Brandanschlag gebe nicht im geringsten die Stimmung in Vorra gegenüber den erwarteten Flüchtlingen wieder. »Bei manchen war sogar ein Stück Vorfreude zu spüren«. Es gebe nur ganz wenige, die Vorbehalte gegenüber den Asylbewerbern geäußert hätten.
Anders als in anderen Ortschaften sei die Bevölkerung mit Unterstützung eines Asylsozialberaters seit Monaten gut auf die Ankunft der Ausländer vorbereitet worden. Ein schon vor Monaten gegründeter Unterstützerkreis sei bereit gewesen, die Flüchtlinge zu betreuen. »In Vorra wurde eigentlich alles richtig gemacht«, unterstrich Schukat.
Der Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte nach den Brandanschlägen dazu auf, gegen Ausländerfeindlichkeit »ganz klar Flagge zu zeigen«. »Wir müssen alle deutlich machen: So was hat hier nichts zu suchen«, sagte Bedford-Strohm am Samstagabend bei einem Besuch der Tatorte.
Gegen die Brandanschläge hatten am frühen Abend in Vorra auch mehrere hundert Menschen demonstriert. Zu dem Protestzug vom örtlichen Bahnhof zu den ausgebrannten Flüchtlingsunterkünften hatte ein »Antifaschistisches Aktionsbündnis« aus Fürth aufgerufen. In Sprechchören hieß es unter anderem: »Nazis vertreiben, Flüchtlinge bleiben«.
CSU-Chef Horst Seehofer $wies unterdessen den Vorwurf der Grünen zurück, seine Partei trage indirekt eine Mitschuld an dem Brandanschlag. »Wer uns als Sympathisanten oder Verursacher darstellt, der grenzt sich für mich als Gesprächspartner aus«, sagte Seehofer am Rande des CSU-Parteitags in Nürnberg. dpa/nd
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