Mit Bauhelm in den Unterricht

Wie eine Schule in Steglitz-Zehlendorf zum Symbol für fehlende Investitionen wird

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 2 Min.
Durch die Fenster zieht es, der Putz bröckelt unaufhörlich von den Wänden. Das Fichtenberg-Gymnasium bräuchte fünf Millionen Euro für eine Rundumsanierung. Der Bezirk kann das nicht bezahlen.

Geht man durch den Haupteingang in das Foyer der Fichtenberg-Oberschule in Steglitz-Zehlendorf, hat man das Gefühl, eine Baustelle zu betreten. Eigentlich ist dieses erste Gefühl auch gar nicht so falsch. Denn die »Fichte«, wie die Schule von Lehrern und Schülern liebevoll genannt wird, ist neben ihrer Funktion als Gymnasium de facto eine Baustelle.

Gerüste und Gitter umschließen das gesamte altehrwürdige Gebäude aus den 1920er Jahren, damit niemand von herunterfallendem Dachziegeln oder abbröckelndem Putz erschlagen wird. Im Inneren ist die Aula wegen Einsturzgefahr bis auf Weiteres gesperrt. Klassenräume sind aufgrund undichter Fenster jetzt im Winter nicht nutzbar. Es ist offensichtlich: Die Schule im gutbürgerlichen Steglitz-Zehlendorf lebt von ihrer Substanz. Einer, der diese Wahrheit beim Namen nennt, ist Schulleiter Rainer Leppin: »Unser guter Name wird durch Äußerlichkeiten zerstört. Wir werden vom Bezirk absolut allein gelassen«, sagt der 65-Jährige. Schon seit Jahren weist der engagierte Rektor zusammen mit Lehrern, Eltern und Schülern auf den dringenden Sanierungsbedarf der »Fichte« hin. Und kämpft dabei gegen Windmühlen. Denn obwohl die marode Struktur des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes dem Bezirksamt seit langem bekannt ist, tut sich wenig bis gar nichts. Die Absurdität der bezirklichen Maßnahmen wird angesichts aktueller Zahlen deutlich. Für die Sanierung des Dachstuhls will der Bezirk in diesem Jahr 600 000 Euro bereit stellen, dabei hat ein Kostenvoranschlag den Gesamtbedarf auf gut fünf Millionen Euro geschätzt. Bei einem Schulsanierungsstau von fast 400 Millionen Euro im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, ist es fast schon illusorisch, dass das Dach der Schule komplett saniert werden wird. Passiert aber weiterhin nichts und sollten Statiker die Dachbalken in nächster Zeit als nicht mehr tragend einstufen, muss die Schule womöglich geschlossen werden. Das Bezirksamt schließt jedenfalls nach eigenem Bekunden auch das nicht mehr aus.

»Die «Fichte» ist eine tolle Schule mit engagierter Schülerschaft. Die Schließung wäre ein Armutszeugnis für die Berliner Bildungspolitik«, sagt Lazlo Barrena, ehemaliger Schülervertreter an der Schule. Zusammen mit Lehrern und Eltern haben die Schüler eine Unterschriftenaktion zur Rettung ihrer Schule gestartet. Mit einem Einwohnerantrag wurde zudem erreicht, dass sich das Bezirksparlament auf seiner nächsten Sitzung im Februar erneut mit dem Thema befassen muss. Ob dann allerdings auch ein Sanierungskonzept vorgestellt werden wird, bleibt fraglich.

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