Das alles ist Deutschland

Christian Klemm über das demokratische Recht, rechts sein zu dürfen

Dass Pegida zu Deutschland gehört, wie SPD-Chef Sigmar Gabriel jüngst kundtat, kann nur schwer geleugnet werden. Denn Wut auf »die da oben«, Schimpfe auf die »Lügenpresse«, Vorbehalte gegenüber dem Islam und die Forderung nach schneller Abschiebung von Flüchtlingen wird nicht nur in Dresden geäußert, sondern auch in der niedersächsischen Provinz oder in Berlin. Dass es ein »demokratisches Recht« gibt, rechts oder »deutschnational« zu sein, wie der Sozialdemokrat meinte, dürfte zumindest demjenigen klar sein, der im Grundgesetz geschmökert hat. Darin wird nämlich von niemandem verlangt, linke oder »antinationale« Positionen zu vertreten. Stattdessen wird in Artikel 5 das Recht auf eine freie Meinung festgeschrieben. Dieses Grundrecht wird dann eingeschränkt, wenn zum Beispiel Migranten oder andere Minderheiten beleidigt werden. Tut Pegida das?

Nicht alle Pegida-Mitläufer sind per se Rassisten. Dass auf sie auch Nazis Einfluss nehmen, steht außer Frage. Gabriel weiß das. Er will die Demonstranten in Dresden und anderswo nicht den Faschisten überlassen. Deshalb ließ er sich auf einer Veranstaltung mit Pegida-Anhängern sehen. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Unumstritten sollte aber sein, dass die etablierte Politik sich mit dem Bürgerprotest auseinanderzusetzen hat. Dazu muss man kein Linker sein, sondern einfach nur - Demokrat.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.