Dresden wird umflogen
Der Flughafen der sächsischen Hauptstadt zählt viel weniger Passagiere als geplant
Dresden. Die Zahl der Starts und Landungen am Flughafen Dresden International ist in den vergangenen Jahren deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Wie aus der Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Landtag von Sachsen hervorgeht, kamen oder verließen den Airport im vergangenen Jahr 30 357 Passagier- und Frachtmaschinen.
Das waren zwar mehr als 2013 - dem bisherigen Tiefpunkt seit 1992 mit nur 28 979 Flugbewegungen. 2006 waren es jedoch noch 37 343 gewesen. Die Airport Research Center GmbH Aachen war 2004 in einer Prognose, die Grundlage bei der Erneuerung der Start- und Landebahn war, für 2010 gar von 41 730 und 2020 von 48 438 Flugbewegungen ausgegangen.
Besonders dramatisch ist den Zahlen zufolge der Einbruch bei der Luftfracht. 2014 wurden nur noch 166,2 Tonnen bewegt - der vorläufig niedrigste Stand nach 573,8 Tonnen im Jahr 2006. Die Zahl der Fluggäste lag im vergangenen Jahr bei rund 1,77 Millionen. Hier war die Prognose von 2,26 Millionen Passagieren im Jahr 2010 und 3,05 Millionen 2020 ausgegangen.
»Verkehrsprognosen sind grundsätzlich nur qualifizierte Schätzungen, die durch vielfältige unvorhersehbare Einflussfaktoren von der tatsächlichen Entwicklung abweichen können«, hieß es in der Antwort der Regierung. Die nach 2006 »einsetzende allgemeine Wirtschaftskrise und die Neuordnung des Luftverkehrsmarktes« hätten die Entwicklungen insbesondere der kleineren Flughäfen in Deutschland gedämpft. Konsolidierungen in der Airline-Branche, Sparprogramme der großen Airlines sowie Insolvenzen kleinerer Regionalfluggesellschaften spürten Regionalflughäfen wie Dresden besonders stark, bestätigte ein Flughafensprecher. Auch die Luftverkehrssteuer wirke sich nachteilig aus. Dennoch: »2014 ist es uns gelungen, wieder ein Wachstum zu erzielen. Wir hoffen, dass sich dieser positive Trend 2015 fortsetzt«, sagte er. Die Passagierzahlen hätten sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und der Weltwirtschaftskrise 2008 allmählich wieder erholt und seien stabil. Luftfracht sei hingegen kein strategischer Schwerpunkt des Dresdner Flughafens.
Auch wenn laut einer EU-Regelung ab 2024 keine staatlichen Beihilfen mehr gezahlt werden dürfen, sieht der Sprecher den Dresdner Airport nicht gefährdet. »Die Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle zählen zu den wenigen Airports in Europa, die keinerlei Betriebskostenzuschüsse benötigen, da sich das operative Geschäft trägt«, sagte er. dpa/nd
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