Weniger ist mehr
Kurt Stenger über sinkende Wachstumsraten in China
Die Wirtschaft kann angesichts endlicher Ressourcen auf der Erde nicht bis in alle Ewigkeit mit hohen Raten wachsen. Das gilt natürlich auch für China. Trotzdem werden manche Beobachter angesichts nach unten korrigierter Prognosen unruhig. Mit rund sieben Prozent rechnet die Staatsführung für dieses Jahr noch.
Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft dürften relativ gering sein, denn als Konjunkturlok hat China nie fungiert, wie man an den hohen Exportüberschüssen sieht. Das Reich der Mitte diente wegen des streng regulierten Finanzsystems eher in Krisenzeiten als Stabilitätsanker, woran sich wenig ändern dürfte. Sorgen müssen sich daher höchstens einige alte Industrien aus dem Westen machen, die nur noch dank China spürbar steigende Umsätze verzeichneten.
Ohnehin sind sieben Prozent ein stattliches Wirtschaftswachstum, vergleicht man es mit anderen Schwellenländern oder gar den Industriestaaten. Die Abkehr von zweistelligen Raten ist sogar wünschenswert, denn sie brachten zuletzt nur noch Probleme: hohe Preissteigerungen, Knappheit an bezahlbarem Wohnraum, eine sich aufblähende Kreditblase bei Schattenbanken sowie massiven Arbeitskräftemangel. Und die Verschmutzung von Luft und Wasser hat in vielen Regionen dramatische Ausmaße angenommen. Daher ist es gut, dass Peking vor Jahren einen Strategiewechsel von quantitativem zu qualitativem Wachstum angekündigt hat. Nicht nur für China gilt: Weniger ist mehr.
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