Die ich rief, die Geister, ...

Frankfurts Fußballerinnen stürmten mit weniger Geld als die Konkurrenz an Europas Spitze

Der 1. FFC Frankfurt hofft nach dem Gewinn der Champions League auf eine rosige Zukunft. Ohne den Erfolg hätte der einstige Branchenführer wohl den Anschluss an neue Konkurrenten verloren.

Sieben Jahre musste Siegfried Dietrich ansehen, wie andere die Meistertitel feierten und internationale Pokale errungen. Dabei hatte er als Manager seinen 1. FFC Frankfurt an die Fußballspitze in Deutschland und Europa geführt. Seit 2008 wollte es nicht mehr klappen mit den großen Titeln. Als Dietrichs Spielerinnen am Donnerstagabend in Berlin dann endlich das Finale der Champions League mit 2:1 (1:1) gewannen, war es nur zu verständlich, dass der streitbare Strippenzieher darin Historisches erkannte: »Das war unsere letzte Chance, uns als reiner Frauenfußballverein zu etablieren.«

Dabei war es Dietrich selbst, der die Geister rief, derer er sich nun erwehren muss. »Wir haben immer gefordert, dass die Männervereine mehr investieren. Jetzt tun sie es, und das gestaltet den Wettbewerb positiv. Doch jetzt müssen wir mehr investieren und neue Konzepte entwickeln.« Seit der VfL Wolfsburg und Bayern München in Deutschland sowie die französischen Spitzenklubs Olympique Lyon und Finalgegner Paris Saint-Germain auch Geld in ihre Frauenabteilungen pumpen, hat es der Manager immer schwieriger, die Stars in der hessischen Bankenmetropole zu halten. »Wir haben einen Verein geschlagen, der mit ganz anderen Möglichkeiten agiert. Das war wichtig, denn der Vereins-Frauenfußball ist geteilt in zwei Welten: die reinen Frauenvereine und die Männerklubs, die erkennen, dass sie mit zwei Marken unter einem Dach ihre Vereine weiterentwickeln können.«

Den Erfolg gegen die von katarischen Scheichs entlohnten Pariserinnen bezeichnete Dietrich daher nicht nur als »Krönung unserer Vereinsgeschichte«, sondern zugleich als enorm wichtig für die kommenden 20 Jahre. »Es gilt, wettbewerbsfähig zu bleiben, und da ist solch ein Titel wahnsinnig viel wert.« Durch den Sieg darf Frankfurt - in der Bundesliga nur Dritter - auch in der kommenden Saison europäisch spielen. Ein starkes Argument bei Verhandlungen mit Spitzenspielerinnen. 85 Prozent seien zwar noch an den Klub gebunden, die Verträge starker Offensivkräfte wie Celia Sasic (siehe Interview) oder Veronica Boquete allerdings laufen im Sommer aus. »Sie haben grandios für uns gespielt. Ich wünsche mir, dass sie bleiben, und ich glaube, die Chancen darauf sind nun höher, da wir uns wieder für die Champions League qualifiziert haben«, hofft der 57-Jährige.

Ganz unrecht hat er damit nicht. Die Spanierin Boquete, zu den besten zehn Spielerinnen Europas zählend, weiß zwar noch nicht, ob sie bleibt, »aber ich liebe diese Mannschaft. Und zu wissen, dass sie nächstes Jahr Champions League spielt, hilft sicherlich. Nur Bundesliga ist nicht das Großartigste der Welt. Ich will Champions League spielen«, so die spanische Nationalspielerin.

Dietrich hofft nun, jene Talente mit der Perspektive anlocken zu können, die sich auf der internationalen Bühne präsentieren wollen. Vor allem aber will er neue Geldgeber akquirieren. »Jetzt können wir in Gespräche mit mehr Sponsoren gehen«, sagte er. Der Erfolg der deutschen Fußballerinnen soll dabei helfen: Mittlerweile würden viele Spiele der Bundesliga und der Champions League live übertragen. Und es gebe keine andere Frauensportart hierzulande mit mehr TV-Präsenz, behauptet Dietrich, auch wenn beides nicht stimmt. Der Anteil ist im Vergleich zu den übertragenen Partien der Männer immer noch marginal, und die Biathletinnen locken selbst im normalen Weltcup schon drei Millionen TV-Zuschauer mehr als die Frankfurterinnen im Finale der Champions League.

Das hält den Frankfurter Fußballmanager natürlich trotzdem nicht davon ab, mehr Geld zu fordern, und er scheint es nötig zu haben, denn der Abstand zu den Parisern dürfte in Zukunft eher noch größer werden. PSG-Trainer Farid Benstiti kündigte nach der Niederlage schon mal an, in den kommenden drei Jahren weiter investieren zu wollen. »Die besten Spielerinnen, die wir schon haben, wollen wir unbedingt halten. Und auf einigen Positionen wollen wir uns noch verstärken, um auch in so wichtigen Spielen wie diesem Finale noch besser besetzt zu sein. Wir wollen keine Eintagsfliege sein«, so Benstiti. Dietrich hörte jedes Wort, und es schien ihm eine Warnung gewesen zu sein.

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