Das teure AKW-Abenteuer
Kurt Stenger über den zu langsamen Atomausstieg
»Ohne Atomkraft gehen bei uns die Lichter aus« - so lautete in den 1970er Jahren einer der dümmlichen Sprüche, mit denen die Kernkraftlobby in Politik, Wissenschaft und Stromwirtschaft der aufstrebenden westdeutschen Anti-AKW-Bewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen versuchte. Das war damals falsch und ist es heute dank des massiven Ausbaus von Wind-, Solar- und Bioenergieanlagen erst recht. Wenn am Sonntag das bayerische AKW Grafenrheinfeld abgeschaltet wird, bekommen weder die Stromnetzbetreiber noch die Verbraucher Probleme. Aus heutiger Sicht wäre es viel besser gewesen, den Meiler erst gar nicht ans Netz zu nehmen. In gut 35 Jahren hat er 950 Tonnen hoch radioaktiven Atommüll produziert, wovon die Hälfte zur Wiederaufarbeitung ins Ausland gebracht wurde. Insofern ist es ein Skandal, wenn sich Bayerns CSU-Regierung weigert, wenigstens einige Castoren davon zwischenzulagern.
Wir haben das AKW-Abenteuer aber auch finanziell teuer bezahlt: zusätzlich zum Strompreis mit staatlichen Finanzhilfen, Steuervergünstigungen und Umweltfolgekosten, für die nicht der Kraftwerksbetreiber, sondern der Steuerzahler aufkommt. Deshalb wäre es richtig, die verbliebenen acht AKW schneller als geplant abzuschalten - und zwar ohne noch weiter in die dunkle Braunkohle-Sackgasse zu tappen.
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