Quittung für Schäuble
Kurt Stenger über die sinkende Bonität des Euroraums
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) runzelt beim Blick auf die Europäische Union die Stirn. Bei einer turnusmäßigen Überprüfung der EU insgesamt entdeckten die Bonitätsprüfer mehrere Risiken, die aus ihrer Sicht eine spätere Herabstufung rechtfertigen könnten.
Nun muss man sich dies nicht 1:1 zu eigen machen, denn die Notenvergabe der Analysten ist höchst fragwürdig. Aber eine S&P-Warnung ist zutreffend: Die jüngste »Einigung« zu Griechenland hat die Finanzlage in der EU mitnichten verbessert. Da Athen vor allem vom deutschen Finanzminister zu noch härteren Kürzungsmaßnahmen gezwungen wird, kann das Land wirtschaftlich nicht auf die Beine kommen. Daher wird es unrealistisch, an eine Rückzahlung der Schulden zu glauben. Und die in Aussicht gestellten neuen Kredite aus dem Rettungsschirm erhöhen nur die Haftungsrisiken der EU-Staaten.
Wolfgang Schäubles Spaltpilz kann für die EU richtig teuer werden: Dass er für den Fall des Ausstiegs aus der Austeritätspolitik lieber den Bruch mit Frankreich und Italien riskieren sowie Griechenland aus dem Euro drängen würde, macht insbesondere die Länder der Eurozone extrem anfällig für Spekulationen an den Finanzmärkten. Die EU insgesamt steht wie ein zusammengewürfelter Haufen von Staaten da, wo jeder nur für sich selber kämpft. Die neue S&P-Analyse ist nur eine erste Quittung für Schäuble.
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