Havannas Gratwanderung
Martin Ling über die schrittweise Annäherung zwischen Kuba und den USA
»Cuba sí, yanquis también« (Ja zu Kuba und den US-Amerikanern). Nicht nur Kubas legendärer Liedermacher Silvio Rodríguez hat den Wunsch, dass diese Losung alsbald die Formel »Cuba sí, yanquis no« ersetzt, mit der sich die Karibikinsel seit der Revolution 1959 verbal gegen die Hegemonialansprüche des mächtigen Bruders im Norden zur Wehr setzte. Rodríguez bringt zum Ausdruck, dass eine große Mehrheit in Kuba die neue Entwicklung im Verhältnis zu den USA begrüßt, die am Freitag mit dem ersten Besuch eines USA-Außenminister seit 1945 und der Wiedereröffnung der Botschaft nach 54 Jahren neue Höhepunkte erlebte.
Neben all dem Optimismus, mit dem viele Kubaner dieser schrittweisen Öffnung entgegensehen, gibt es durchaus relevante Stimmen der Skepsis. Dass Fidel Castro bei seiner jüngsten Kolumne kein Wort über die Annäherung, sondern »nur« über die berechtigte Forderung nach Entschädigung für die Blockade fand, ist ein Ausdruck davon. Die Blockade steht einer Normalisierung im Weg. Sie muss weg. Doch darauf kann Kubas Regierung nicht warten. Sie muss weiter die Gratwanderung bewältigen, notwendige, aber schmerzhafte wirtschaftliche Veränderungen voranzutreiben. Bereits jetzt hat sich seit den 90ern für viele die soziale Situation verschlechtert. Für wenige hat sie sich verbessert. Diesen Spaltpilz zu bekämpfen, wird nicht leichter.
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