Nur das Sichtbare soll ans Licht
Kurt Stenger über die Rolle der Politik im VW-Skandal
Für den Bundesfinanzminister ist die Sache mit VW klar: Die Gier nach Ruhm und Anerkennung steckt hinter dem Skandal mit den manipulierten Abgaswerten, erklärte Wolfgang Schäuble in einem Interview. Was wohl heißen soll, dass nur einzelne egoistische Verantwortungsträger des Automobilgiganten die Bösen sind. Die logische Schlussfolgerung: Wenn diese ausgewechselt und die Konzernstrukturen so geändert sind, dass intern mehr kontrolliert wird, kann es weiter gehen.
Dass die Regierung auf die Einzeltäterkarte setzt, verwundert nicht. Immerhin haben sich die diversen Kabinette Merkel wie auch deren Vorgänger schwer für die Interessen der deutschen Autokonzerne ins Zeug gelegt und die von Brüssel gewünschten strengen Umweltvorgaben verhindert. Auch durften die Testverfahren zur Ermittlung des Schadstoffausstoßes gemäß den gesetzlichen Vorgaben völlig unrealistisch bleiben, so dass deutsche Autos deutlich sauberer dastehen, als sie sind. Bis zur gezielten Software-Manipulation bei VW war es da nur noch ein kleiner Schritt - die Automanager konnten sich von der Politik geradezu ermutigt fühlen.
Dass Regierungsvertreter Schäuble hiervon so gar nichts wissen will, zeigt, wohin die Reise bei der Aufklärung des Skandals gehen soll: Es soll nicht mehr als der Teil des Eisbergs ans Licht, der ohne zu sehen ist.
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