AfD steht neuer Ärger ins Haus

Bundesparteispitze rüffelt Landeschef Höcke / Widerstand gegen rechte Kundgebung in Erfurt wächst

Thüringens AfD-Vorsitzender Höcke eckt mit seinen rechten Ausfällen regelmäßig an - zuletzt am Sonntag in der ARD. Dass seine Positionen der Führung der Bundespartei missfallen, ist neu.

Nachdem sich vor und auf dem vergangenen Parteitag in Essen die AfD-Funktionäre öffentlich verbal die Köpfe eingeschlagen hatten, war vorübergehend Ruhe eingekehrt. Die schöne Eintracht aber ist jetzt vorbei. Schuld daran ist Björn Höcke, Landesvorsitzender der Rechtspartei in Thüringen. Sein sonntäglicher Auftritt in der Fernsehsendung Günther Jauch hat ihm einen Tadel von den Bundesvorsitzenden Frauke Petry und Jörg Meuthen eingehandelt. Höcke hatte eine deutsche Nationalfahne ausgepackt und war zudem mit derben Sprüchen negativ aufgefallen. Die Parteioberen machten deutlich, dass sie sich vom Stil Höckes nicht vertreten fühlen. Er sei ihrer Auffassung nach berechtigt, für seinen Landesverband zu sprechen, nicht aber für die Bundespartei, so ihre Kritik.

Der Beschuldigte versuchte die Situation am Donnerstag zu beruhigen. Er habe mit Petry gesprochen, erklärte Höcke in Erfurt. »Interne Angelegenheiten regeln wir intern.« Beschwichtigend fügte er an, dass die AfD einen Bundesvorstand habe, »der eine gute Arbeit macht und der in der Lage ist, ein großes Meinungsspektrum innerhalb der AfD zu erhalten«.

Der Fraktionsvorsitzende ist seit geraumer Zeit als Rechtsausleger in seiner Partei bekannt. Die bis Juli amtierende Führung um Bernd Lucke wollte Höcke zum Parteiaustritt drängen. Begründet wurde das Parteiausschlussverfahren gegen ihn mit seiner Nähe zur NPD. Nach der Wahl traten die Wirtschaftsliberalen mehrheitlich aus der AfD aus. Sie haben sich Luckes ALFA-Partei angeschlossen. Unter dem AfD-Vorsitz von Petry und Meuthen wurde das Verfahren gegen Höcke eingestellt.

Dem Ruf der Thüringer AfD folgen seit Wochen »Asylkritiker«, »besorgte Bürger« und Neonazis in die Erfurter Innenstadt, wo Höcke als Redner auftritt. Dort hatte er unter anderem von »Angstträumen für blonde Frauen« wegen der hohen Anzahl der nach Deutschland Geflüchteten gesprochen. Am Mittwoch kamen rund 4000 Menschen auf den Domplatz. Das waren zwar nur halb so viele wie vor 14 Tagen - für eine rechte Kundgebung außerhalb Dresdens ist das aber immer noch eine stattliche Zahl. Der Widerstand gegen die Veranstaltung steigt derweil an: Dieses Mal versammelten sich nach Polizeiangaben rund 2500 Gegendemonstranten; zwei Wochen zuvor waren es 800 Menschen. Der Erfurter Dom wurde an diesem Abend nicht beleuchtet. Zur Begründung führte das Bistum an, der AfD keine »prächtige Kulisse« bieten zu wollen.

Auch im etwa 100 Kilometer entfernten Halle brachte die AfD am Mittwoch 500 Anhänger auf die Straße. Mehr als 1000 Hallenser protestierten dagegen. Es war das zweite Mal, dass die AfD in Sachsen-Anhalt groß aufmarschiert ist. Vor einer Woche demonstrierten in der Landeshauptstadt Magdeburg rund 2000 ihrer Anhänger. Kommentar Seite 4

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