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Ian Steel
28. 12. 1928 - 20. 10. 2015
Sein Haus in Skelmorlie bei Glasgow sei eine Art Dauerausstellung zu seiner Radsportkarriere, erzählte Ian Steel einmal. «Überall Pokale und Urkunden - die meisten von der Friedensfahrt.» Zwar nahm der schottische Radsportler nur einmal am größten Etappenrennen Osteuropas teil: 1952, als die Tour erstmals nicht nur durch Polen und die Tschechoslowakei führte, sondern auch durch die DDR. Aber dies mit durchschlagendem Erfolg: Er gewann die Einzelwertung und siegte auch mit der britischen Mannschaft.
Für Steel wurde die Friedensfahrt zum prägenden Ereignis, trotz britischen Meistertitels und Teilnahme an der Tour de France. Die anhaltende Begeisterung der Zuschauer, die Kameradschaft der Fahrer blieben ihm im Gedächtnis. Noch Jahre nach dem Triumph bei der «Peace Race» erhielt er Fanpost aus den Gastgeberländern; mehrfach schickte er Neujahrgrüße in die Redaktion des «Neuen Deutschland», die zu den Veranstaltern der Friedensfahrt gehörte.
Nach seiner Sportkarriere verkaufte Steel Heizungsanlagen, hielt sich sommers beim Segeln, winters beim Skilaufen in den schottischen Highlands fit. Über den Fortgang der Friedensfahrt war er rein familiär auf dem Laufenden: Sowohl sein Schwager als auch sein Neffe betreuten britische Teams. wh
Arno Gruen
26. 5. 1923 - 20. 10. 2015
Als Psychoanalytiker hat er natürlich in der Heilung des Einzelnen seine Aufgabe gesehen, doch konsequent wie Wenige hat ihn das zur Analyse - und Kritik - gesellschaftlicher Verhältnisse gebracht. «Wider den Terrorismus» hieß die jüngste Publikation von Arno Gruen bei Klett-Cotta. Von identitätsschwachen Menschen ist die Rede, die durch Gewalt Identität zu erlangen suchen. Doch die wahren Probleme« seien »Armut, Hunger und Entwürdigung«.
Arno Gruen, in einer jüdischen Familie in Berlin geboren, kam mit 13 Jahren als Emigrantenkind in die USA, studierte dort und leitete ab 1954 die psychologische Abteilung der ersten therapeutischen Kinderklinik in Harlem/New York. Seit 1979 lebte er in Zürich. Dort sind neben seiner therapeutischen Arbeit zahlreiche Bücher entstanden wie »Der Verrat am Selbst«, »Der Fremde in uns«, für das er den Geschwister-Scholl-Peis erhielt, »Ich will eine Welt ohne Kriege«, »Wider den Gehorsam«.
Bis vor wenigen Wochen habe der 92-Jährige an einem neuen Buch gearbeitet, so der Verlag Klett-Cotta. »Wider die kalte Vernunft« wird im Januar 2016 erscheinen. ig
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