Denkgrenzen in den Medien

Terror-Berichterstattung

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Der frühere Chef der ZDF-Sendung »Aspekte«, Wolfgang Herles, hat den deutschen Medien Versagen bei der Terror-Berichterstattung vorgeworfen. »Die Medien lügen nicht, aber vereinfachen die Wirklichkeit bis zur Unkenntlichkeit«, sagte er am Montag im Deutschlandradio Kultur. »Die Medien sollten mehr zweifeln, vor allem an sich selbst.« Das Reaktionsmuster nach den Terrorattentaten von Paris sei dasselbe wie schon nach den Anschlägen auf die französische Satirezeitschrift »Charlie Hebdo« und einen jüdischen Supermarkt im Januar: Als Erstes würden Denkgrenzen gezogen, und Gegenmeinungen würden mit aller Schärfe als nicht diskursfähig zurückgewiesen.

»Der Konformismus der Medien reicht vom ›Spiegel‹ bis zu Springer, von A wie ARD bis Z wie ZDF« und folge dem Konformismus der politischen Kräfte der großen Koalition, sagte Herles weiter. »Der Vertrauensverlust der Medien geht Hand in Hand mit dem Vertrauensverlust der Politik. Ein Alarmzeichen«, erklärte der ehemalige Redaktionsleiter und Moderator von »Aspekte«.

Das Problem sei, dass die Wahrheit um einiges undurchschaubarer sei als ihre Darstellung in den Medien, sagte er. Die Medien wollten vor allem der Mehrheit gefallen, Quote machen und Recht haben. »Journalisten reduzieren die Komplexität der Ereignisse und kochen mit Gefühlen«, erklärte Herles: »Moralisieren ist leichter als Zusammenhänge erklären.« Er ermutigte Journalisten zu mehr Nüchternheit und Skepsis bei der Berichterstattung. epd/nd

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