Volksanwältin

Personalie: Susana Barreiros, Schreckgespenst der venezolanischen Rechten

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Revolutionäre des 21. Jahrhunderts verlassen ihren Arbeitsplatz sauber und ordentlich, wie es sich gehört.

So nutzte die Vereinte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV) die ihr noch bis 5. Januar verbleibende Zeit an der Regierung, um die von der Opposition verhasste Richterin Susana Barreiros zur Anwältin des Volkes zu ernennen.

Barreiros steht mit ihren 34 Jahren bereits im internationalen Rampenlicht. Sie war es, die im September den Oppositionsführer Leopoldo López zu knapp 14 Jahren Gefängnis verurteilte. López war 2014 an den gewalttätigen Protesten gegen die Regierung Maduro beteiligt, bei denen über 40 Menschen ums Leben kamen. Barreiros verurteilte ihn wegen Aufstachelung zur Gewalt und Verschwörung und ordnete an, dass López in einem Militärgefängnis außerhalb von Caracas eingesperrt wird. Die UN nannten seine Inhaftierung willkürlich, was Barreiros zurückwies.

Schon vor der Verurteilung von López wurde die Richterin zum Schreckgespenst der jetzigen Opposition mit parlamentarischer Mehrheit. 2012 wurde sie an den Obersten Gerichtshof berufen und war dafür bekannt, hart gegen Korruption vorzugehen. Unter anderem verurteilte sie die Bankiers José Tovar Jiménez, Ramón Heraldo Paredes und Alejandro Tineo Salas zu 18 Jahren Haft. Sie sollen in der Bank für landwirtschaftliche Entwicklung öffentliche Gelder veruntreut haben.

Das Oppositionsbündnis MUD wirft Barreiros vor, Handlangerin der Regierung von Präsident Nicolás Maduro zu sein. Der rechte Politiker Antonio Rivero twitterte ein Foto, das Barreiros mit dem PSUV-Politiker Diosdado Cabello zeigt - mit dem Kommentar: »Es ist eine einzige Sauerei.«

Als Volksanwältin ist Barreiros die nächsten sieben Jahre dafür verantwortlich, allen Bürgern das Recht auf juristischen Beistand zu garantieren. Theoretisch. Der bereits aufschreiende MUD wird mit seiner künftigen Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament vermutlich einen Weg finden, sie wieder los zu werden - zumal er bereits ein Absetzungsreferendum gegen Maduro plant.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.