Paradies für Raser
Der Ablauf ist meist der gleiche: Zwei, drei oder mehr Autos bremsen auf der Autobahn nebeneinander ab. Sie gehen auf 60 oder 70 Stundenkilometer herunter - und geben dann plötzlich Gas. Illegale Autorennen sind in. Nicht nur in Großstädten, sondern auch auf den Autobahnen in der Grenzregion zur Schweiz. 2015 hat die Polizei mehrere Dutzend Anzeigen wegen Beteiligung an solchen Rennen erstattet.
In etwa 30 Fällen wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet, in zehn Fällen ein Strafverfahren, weil Unbeteiligte gefährdet wurden. Die Dunkelziffer könnte aus Sicht der Beamten aber noch deutlich höher sein. Genaue Statistiken gibt es nicht. Zur Nationalität der Fahrer oder zur Aufklärungsrate könne man daher nichts Genaues sagen, erklärt ein Sprecher des Innenministeriums von Baden-Württemberg. Die Behörden unterschieden bei den Rennen jedoch zwischen spontanen Aktionen und Verabredungen mit hohem Organisationsgrad.
Es gebe sogar Rennen wie das »Gumball 3000« oder den »Cannonballrun«, die in der Regel über das Internet organisiert würden und durch mehrere europäische Länder führten. Um mitzumachen, müssten die Teilnehmer sogar Gebühren oder Startgeld zahlen, heißt es beim Ministerium. Da die Rennen im Netz veröffentlicht würden, werde eine Vielfalt von Nationalitäten angezogen.
Laut Polizei in der Grenzregion kommen die Fahrzeughalter bei illegalen Rennen oft aus der Schweiz - sie nutzten aus, dass es in Deutschland kein generelles Tempolimit gebe. Eine deutlich weitere Anreise hatten 36 Chinesen, die sich im Juni ein illegales Rennen zwischen Isny und Wangen lieferten - allerdings auf einer Bundesstraße. Mit gemieteten Autos rasten sie über Sperrflächen und überholten trotz Verbots und Gegenverkehr vorausfahrende Fahrzeuge. »Ein Autofahrer fühlte sich von den rücksichtlosen Fahrern im Alter von 26 bis 51 Jahren so sehr bedrängt und gefährdet, dass er an einer Bushaltestelle anhielt und die Raser vorbeifahren ließ«, heißt es im Bericht. Die Beamten bremsten die elf Autos schließlich. Die Insassen seien nur widerwillig bereit gewesen, eine Sicherheitsleistung von 200 Euro zu bezahlen.
Intensive Kontrollen hätten aber dazu geführt, dass die Szene inzwischen seltener vor Ort aktiv sei, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Freiburg. Beispielsweise werde an den entsprechenden Autobahnabschnitten der Geräuschpegel gemessen, es gebe Geschwindigkeits- und Abstandsüberwachungen. Außerdem prüften die Beamten die rechtlichen Möglichkeiten zur Übermittlung der Verstöße an die Schweiz. dpa
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