Keine Zeit für Vögel
Kurt Stenger über das Urteil zur Uckermark-Stromautobahn
Zeit ist Geld - das gilt auch für die Energiewende. Rund 300 Millionen Euro an Entschädigungen soll 2015 allein der ostdeutsche Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz für Zwangsabschaltungen an Ökostromanlagen gezahlt haben. Grund: Der Ausbau der Nord-Süd-Stromautobahnen kommt nur im Schneckentempo voran. Und so reichen bei Sturm und Sonnenschein die Kapazitäten nicht aus, um allen Strom einzuspeisen. Statt ein schwerfälliges Kohlekraftwerk herunterzufahren, schaltet man lieber Windräder ab - zumal die Entschädigungen am Ende der Verbraucher zahlt.
Ob es die vielen neuen Trassen überhaupt braucht, darüber lässt sich streiten. Sicher ist, es gäbe andere Möglichkeiten, zum Beispiel die Entwicklung von Speicherkapazitäten für Ökostrom massiv zu fördern. Die Bundesregierung könnte zudem Kohlekraftwerke stilllegen, um Stromüberkapazitäten abzubauen. Und mehr Dezentralität täte der Energiewende generell gut. Die Netzbetreiber freilich wollen nichts anderes als neue Trassen. Bezahlt werden sie vom Stromkunden, doch den Gewinn daraus ziehen eben 50Hertz & Co. Der Transport immer größerer Strommengen, die mangels Bedarf notfalls exportiert werden, ist eben wichtiger als Natur- und Vogelschutzkram, auch wenn es wie bei der Uckermarkleitung Ärger mit Gerichten geben kann. Aber die Zeit drängt nun mal.
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