Sodanns DDR-Bibliothek braucht mehr Platz

Schauspieler und Ex-Tatort-Komissar baut für Rettung von Büchern aus: »Die Vergangenheit kann nicht einfach weggewischt werden«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Bücher über Bücher: Die DDR-Bibliothek des früheren »Tatort«-Kommissars Peter Sodann braucht mehr Platz. »Das Lager ist voll«, sagte der 79-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Staucha südwestlich von Riesa im Landkreis Meißen. Nun baut er die Scheune des dortigen Rittergutes aus, die er vor einigen Jahren erwarb. Ein zweites Lager in Oschatz in Nordsachsen wurde ihm gekündigt, Hunderte Paletten mit je 35 Bananenkisten voller Bücher brauchen ein neues Obdach. Der Schauspieler, Regisseur und langjährige Theaterintendant sucht deshalb dringend weitere 500 Quadratmeter Lagerfläche in unmittelbarer Nähe seiner Bibliothek. »Zur Not würden 300 reichen.«

Der Schauspieler sammelt seit 1989 Bücher, die zwischen 1945 und dem Mauerfall in der DDR gedruckt wurden und auf dem Müll zu landen drohten. Der Bestand ist mittlerweile auf rund vier Millionen Exemplare angewachsen - vom Kinderbuch bis zur Klassikliteratur. Finanziert wird die Bibliothek aus Spenden sowie Erlösen von Buchverkäufen und Veranstaltungen. Die Halle, die als Bücherlager dient und auch einen Raum für Veranstaltungen bietet, ist nicht beheizbar und deshalb im Winter geschlossen. »Am 21. März machen wir wieder auf.«

Im ausgebauten Heuboden des ehemaligen Kuhstalls, den die Gemeinde 2011 dem Verein »Peter-Sodann-Bibliothek« zur Verfügung stellte, stehen Regale mit Büchern - sorgfältig geordnet und katalogisiert. Noch immer werden regelmäßig Kisten voller Bücher angeliefert. »Viele Ältere, die noch in der DDR gelebt haben, sterben und vererben ihre Bücher.« Kinder und Enkel könnten damit aber oft wenig anfangen und brächten sie vorbei - selbst von der Ostsee oder aus Süddeutschland.

Mit der im Mai 2012 eröffneten Bibliothek hatte sich der Schauspieler, der seit Jahren für die Linke aktiv ist und 2009 auch für das Bundespräsidentenamt kandidierte, einen Lebenstraum erfüllt. »Die Vergangenheit kann nicht einfach weggewischt werden«, begründet er sein Engagement. Fünf Bundesfreiwilligendienstler helfen, die Regale geordnet und fachgerecht zu bestücken. Das Projekt hat viele Förderer, auch im Westen, sagte Sodann. »Es sind ältere Menschen, keine jungen.« dpa/nd

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